Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [1]. Die Ereignisse im Winter und Frühjahr (7. 1931)

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Die Winter-Masurenschlacht. 
Angesichts der Angangbarkeit des unübersichtlichen Waldgeländes und 
aller damit verbundenen weiteren Folgen konnte die Abschnürung der Rus¬ 
sen keine völlig lückenlose sein. Cs konnte nicht verhindert werden, daß 
kleinere Gruppen des Feindes unbemerkt entwichen und nunmehr hinter der 
deutschen Cinschließungslinie auftauchten. Zwei russischen Kompagnien 
gelang es, sich zwischen der 42. und 76. Division nach Norden durchzu¬ 
schleichen. Sie griffen ganz plötzlich das Divisionsstabsquartier der 42. In¬ 
fanterie-Division in Rudawka an, wo nur 30 Pioniere und einige Mann¬ 
schaften der großen Bagage zur Verfügung standen, dafür aber über 
1000 Gefangene des Abtransportes harrten. Der ungleiche Kampf endete 
mit der Waffenstreckung von 300 Rüsten. 
Während sich hier in den Sümpfen und Wäldern des Augustower 
Forstes der letzte Akt des großen Dramas abspielte, rüttelten starke russische 
Kräfte von Süden und Osten an der deutschen Cinschließungslinie. 
Schon am 20. Februar hatten Teile der 1. Kavallerie-Division schwa¬ 
chen Feind westlich der Brücke von Hoza angetroffen. Am 21. Februar 
verstärkte sich der Gegner auf dem Westufer des Riemen derart, daß es 
erst mit Hilfe der 77. Reserve-Division gelang, ihn zurückzuwerfen. Die 
78. Reserve-Division des XXIII Reservekorps war am 20. Februar 
zur Abwehr etwaiger Durchbruchsversuche der Russen noch in der Gegend 
von Sejny zurückgehalten und am nächsten Tage zur Sicherung gegen den 
Riemen nach Kopciowo verschoben worden. Sie sollte nach Abschluß der 
Kämpfe bei Grodno das befestigte Olita angreifen. 
General Fritz v. Below hatte am Vormittage die Lage als so bedroh- 
lich angesehen, daß er auch von der 2. Infanterie-Division alle entbehrlichen 
Kräfte über Holynka heranzuziehen beschloß. Inzwischen war es aber auch 
bei dieser Division selbst zum Kampfe mit der Front nach Osten gekommen. 
Rach einem schwächlichen Versuch am Morgen hatte der Feind am Mittage 
von Grodno her ernstlich angegriffen. Cs war ein glücklicher Amstand, daß 
um diese Zeit die Waldkämpfe annähernd zum Abschluß gekommen waren. 
Die 31. Infanterie-Division erhielt Befehl, unbedingt Holynka zu halten. 
Die 2. Infanterie-Division, von zehn Kompagnien und sieben Batterien 
der 79. Reserve-Division unterstützt, machte kehrt und trat dem neuen 
Feinde entgegen. Cs waren junge, aus dem Innern Rußlands gerade an¬ 
transportierte Truppen des XV. Armeekorps, die todesmutig, in dich¬ 
ten Haufen und im Stehen schießend, ohne Artillerieunterstützung vor¬ 
wärtsstürmten. Ihr Angriff kam trotz der gewaltigen, zahlenmäßigen Über¬ 
legenheit zum Stillstand, etwa 8000 Tote lagen vor der Front. Als die 
62. Infanterie-Brigade der 31. Infanterie-Division nachmittags zum Gegen- 
angriff antrat, wandte sich der Feind zur Flucht. So war der täglich mit
	        
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