Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [1]. Die Ereignisse im Winter und Frühjahr (7. 1931)

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Die Winter-Masurenschlacht. 
21. Februar. 
Fortsetzung des Angriffs aus dem Waldesdunkel heraustraten und auf stark 
besetzte Schützengräben stießen, aus denen ihnen heftiges Gewehr- und 
Artilleriefeuer entgegenschlug. Die zeitweilige Anterlegenheit der Deutschen 
machte sich der Feind zunutze, indem er zu heftigen Gegenstößen schritt; 
es kam zu erbitterten Nahkämpfen. General v. Cstorff — einer der tat¬ 
kräftigsten unter den Führern des kampferprobten XXI. Armeekorps — 
wurde in der vordersten Linie von der tödlichen Kugel getroffen, dicht vor 
dem Ziel, dem er seit Tagen in übermenschlicher Anspannung und mit,nie 
erlahmendem Willen zugestrebt hatte. Die einbrechende Dunkelheit hinderte 
den Feind an der weiteren Ausnutzung seiner artilleristischen Überlegenheit. 
Inzwischen war die 76. Reserve-Division, von Südwesten her 
kommend, nordwestlich Mlynek auf starken Widerstand gestoßen, den sie am 
21. Februar bei Tagesanbruch brechen wollte. 
Auf der östlichen Abwehrfront des großen Keßels begnügten sich die 
beiden Divisionen, die Höhen östlich und südöstlich der Wolkusz-Niederung 
besetzt zu halten, um in diesen Stellungen den Feind anlaufen zu laßen. 
Ein Durchbruchsversuch der Russen erfolgte jedoch nicht. 
General v. Velow hatte die Absicht, erst am nächsten Tage zu stürmen, 
nachdem der eingeschlossene Feind durch Artilleriefeuer zermürbt war; er 
glaubte, die kurze Verzögerung des Sturmes bis zum nächsten Tage verant¬ 
worten zu können; denn so bedrohlich auch die Meldungen von der Ver¬ 
sammlung eines russischen Korps in Grodno klangen, so hatte der Gegner 
doch bisher aus dieser Richtung nur mit schwachen Abteilungen vorgefühlt. 
Rach dem Eintreffen der anderen Divisionen war die Lage jetzt nicht mehr 
so gefährdet wie in den Tagen zuvor. 
Mit höchster Spannung richteten die höheren Führer ihre Blicke nach 
jenem Waldgelände, in dem sie die Reste der russischen 10. Armee wie in 
einer belagerten Festung umstellt wußten. Was hatte der Großfürst ver¬ 
anlaßt, um ihnen zu helfen? War das XV. Korps die einzige Truppe, die 
von Grodno aus den Versuch unternehmen konnte, den Ring der Belagerer 
zu sprengen? Wann würde der Cntlastungsstoß vom Riemen her einsetzen? 
Seit Tagen herrschte trübes Tauwetter. In der Rächt vom 20. zum 
21. Febru ar hatte es geregnet. Auch am Tage fiel zeitweilig Regen und 
naffer Schnee. Eine schlechtere Wetterlage war für die Truppe, die die 
Nacht zumeist im Freien verbringen mußte, kaum denkbar. Alle Bewe¬ 
gungen auf und neben den Wegen waren in den an sich schon sumpfigen 
Waldungen aufs äußerste erschwert. Nur langsam und unter größten 
Mühen vollzogen sich deshalb alle Truppenbewegungen. 
Nördlich Holynka wurde so viel Steilfeuer-Artillerie in Stellung ge¬
	        
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