Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [1]. Die Ereignisse im Winter und Frühjahr (7. 1931)

228 
Die WinLer-MasurenschlachL. 
18. Februar. 
gezogen wurden, so bestand kein Zweifel, daß auch der Feind das Schwer¬ 
gewicht auf das rechte Weichfelufer verlegte. Cs war kaum anzunehmen, 
daß die beiden Armeen am Narew sich auf die Abwehr beschränken 
würden. Viel eher mußte angesichts der Kämpfe in den Wäldern von 
Augustow mit einem kräftigen Cntlastungsstoß der Russen vom Narew her 
gerechnet werden. Zu seiner Abwehr standen auf deutscher Seite nur 
schwächere Kräfte zur Verfügung. Bei der Langsamkeit aller russischen 
Operationen hoffte indes der Oberbefehlshaber Ost, ihnen im Angriff 
zuvorzukommen und in die Bewegung der 1. und 12. Armee hineinzustoßen. 
Die am Abend des 17. Februar ausgegebenen neuen Weisungen 
des Oberbefehlshabers Ost, die die Grundlagen für die Fortführung der 
Operation enthielten, legten die weitere Leitung der Schlacht einheitlich 
in die Hand des Generalobersten v. Eichhorn. Dazu wurden ihm von 
der bisherigen 8. Armee das XXXX. Reservekorps, die 2. Infanterie- und 
die 4. Kavallerie-Division unterstellt. Die 10. Armee hatte die Kämpfe am 
Wolkusz zum Abschluß zu bringen, dann den vom Feinde noch verteidigten 
Bobr-Abschnitt zu gewinnen und demnächst Osowiec von Osten anzugreifen. 
Daneben behielt sie als Aufgabe den Rückenschutz gegen den Riemen mit 
den drei Festungen. Cs waren also drei Aufgaben, vor die die Armee 
zunächst gestellt wurde. 
Wenngleich die vorausschauenden Weisungen des Oberbefehlshabers 
Ost bereits von der neuen operativen Aufgabe beherrscht waren, so lag 
doch tatsächlich der Schwerpunkt der Kampfhandlung einstweilen noch 
bei den eingekesselten, sich heldenmütig wehrenden russischen Divisionen 
westlich Grodno. Hier entwickelten sich noch unerwartet schwere Kämpfe. 
Zunächst standen nur die 31. Infanterie-Division mit ihren inzwischen stark 
zusammengeschmolzenen Bataillonen und zwei Brigaden der 1. Kavallerie- 
Division hierfür zur Verfügung. Die sorgenvolle Frage war, ob sie in der 
Lage sein würden, den Anprall der noch im Walde befindlichen Russen auf¬ 
zuhalten; sie wurden auf etwa vier, wenngleich stark mitgenommene Divi¬ 
sionen geschätzt. Waren sie moralisch nach all den schweren Kämpfen und 
Mißerfolgen schon so gebrochen, daß sie sich ihrem Lose fügen würden, wenn 
sie auch an der Rückzugsfront den gefürchteten Feind vor sich sahen, oder 
würden sie mit dem Mute der Verzweiflung ihre letzte Kraft daran setzen, 
sich den Weg zu den schützenden Wällen der Festung zu erkämpfen? 
In gespannter Erwartung verfolgte Generaloberst v. Cichhom, wie 
sich von allen Seiten die Divisionen vorwärtsschoben, um den Feind zu 
stellen, der sich mühsam den Rückweg durch die Waldungen suchte. Die 
Bewegungen vollzogen sich indes nur sehr langsam; die Truppe hatte mit
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.