Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [1]. Die Ereignisse im Winter und Frühjahr (7. 1931)

Sorgen der oberen Führung um die Flanken. 
219 
sichern. Was hinter diesem Flußabschnitt vorging, war nicht bekannt. Die 
sonst so aufschlußreichen Funksprüche enthielten nichts über den Feind bei 
Grodno. Trotzdem mußte mit der Möglichkeit von Cntlastungsstößen von 
Osten her ernstlich gerechnet werden. Wenn der Gegner, was nunmehr mit 
Sicherheit anzunehmen war, durch den einzigen Ausweg, den ihm die Um¬ 
klammerung noch ließ, nämlich durch den schmalen Spalt zwischen Augustow 
und Wigry-See nach Osten abströmte, so war es zunächst nur die 42. Infan¬ 
terie-Division, die sich dieser Flut entgegenstemmen konnte. 
Beim Oberbefehlshaber Ost verstärkte sich immer mehr die An¬ 
sicht, daß zwischen Przasnysz und Lomza ein großer russischer Angriff dicht 
bevorstehe. Schon jetzt erkannte er, daß der Schwerpunkt der 8. Armee in 
Kürze in die Gegend von Lomza—Osowiec verlegt werden müsse, und faßte 
angesichts der dort erwarteten Flankenbedrohung eine Neuregelung der 
Vefehlsverhältnisse durch Unterstellung der bei Kolno stehenden Gruppe 
Scholtz unter die 8. Armee ins Auge. Der Flankenschutz sollte auf der 
ganzen Linie, namentlich bei Przasnysz, Lomza und Osowiec angriffsweise 
geführt werden. Dafür standen zunächst nur Kräfte zur Verfügung, die 
allmählich bei der 8. Armee ausgeschieden werden konnten. Cs war eine 
Lage, die die Nerven der Führung einer starken Belastungsprobe aussetzte. 
Dazu kam, daß die Karpaten-Front durch eine Division aus dem Bereich 
des Oberbefehlshabers Ost verstärkt werden sollte*). Trotz alledem ließ 
Generalfeldmarschall v. Hindenburg die Hoffnung auf einen großen Schlag 
nicht sinken. Die russischen Funksprüche ließen keinen Zweifel mehr, daß 
die Verwirrung beim Feinde wuchs, weil die Führer nicht mehr wußten, 
wo sich ihre Truppen befandet). 
Cs kam für die deutsche oberste Leitung darauf an, in voller Würdigung 
der schweren Opfer rücksichtslos trotz der Erschöpfung von Mann und Pferd 
die Lage bei Augustow rasch zum Abschluß zu bringen. Der Oberbefehls¬ 
haber Ost hatte am 15. Februar einen Generalstabsoffizier aus seinem 
Stabe entsandt, der auf Grund seiner persönlichen Eindrücke über die 
Gründe des stellenweise so langsam erscheinenden Fortschreitens der Be¬ 
wegungen berichten sollte. Seine Meldung über den Zustand der Wege, 
über die Anstrengungen und Leiden der Truppe blieben nicht ohne Ein¬ 
druck auf den Generalfeldmarschall und seine Berater. Sie kamen zu der 
Überzeugung, daß unter solchen Umständen wohl noch eine kurze Ver¬ 
folgung, aber keineswegs mehr eine größere Operatton geführt werden 
J) S. 108. — -') S. 264/265.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.