Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [1]. Die Ereignisse im Winter und Frühjahr (7. 1931)

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Die Winter-Masurenschlacht. 
gingen östlich an Willuhnen vorbei auf Wirballen. Nach Überschreiten 
der Reichsgrenze wuchsen bei Dunkelheit die Marschschwierigkeiten ins 
Ungeheure. Die Wege, schon bei Tage kaum noch kenntlich, waren im 
Dunkeln überhaupt nicht mehr zu finden. Schneidender Ostwind machte 
die Kälte doppelt fühlbar. Dazu kam, daß die junge Truppe mit einem 
bisher fast unbekannten Feinde kämpfen mußte, dem Hunger. Seit zwei 
Tagen hatte sie nur die eisernen Portionen, meistens kalt, verzehrt, die 
dritte eiserne Portion lag auf den Feldküchen, die schon lange nicht mehr 
folgen konnten. Seit 24 Stunden war der Magen leer. Das General¬ 
kommando wollte einen Ruhetag einlegen und die Verpflegung abwarten. 
Generaloberst v. Eichhorn befahl aber Weitermarsch bis Wirballen. Um 
9°° abends traf die Spitze vor Wirballen ein. Wenig später wurde der 
Ruhebefehl ausgegeben. Gleich darauf entbrannte ein lebhaftes Feuer¬ 
gefecht in dem lang gedehnten Ort mit dem Gegner, der im Begriffe stand, 
dort zur Ruhe überzugehen. Bis in die Morgenstunden des 11. Februar 
dauerte der erbitterte Häuserkampf; 9000 Gefangene, zwölf Geschütze, acht 
Maschinengewehre der 27., 56. und 73. Division, drei Lazarettzüge, vor 
allem aber ein reich gefülltes Magazin und 80 Feldküchen fielen in die 
Hände der 78. Reserve-Division, die damit nicht nur sich, sondern auch den 
Nachbartruppen die weitere Lebensfähigkeit erkämpft hatte. Dieser erste 
größere Erfolg war mit den geringen blutigen Verlusten von fünf Offizieren 
und 60 Mann erkauft. Endlich schien man an die Maste des Feindes 
herangekommen zu sein. 
Das XXI. Armeekorps, bisher nur mit den vordersten Teilen 
seiner Divisionen in Wladyslawow, hatte nach 36stündigem Marsch und 
Kampf eine kurze Pause einlegen müssen. Durch die Wegeverhältniste 
waren die Marschkolonnen der Divisionen auf Tagemarschentfernung aus¬ 
einandergezogen; es mußte erst wieder aufgeschlossen werden, bevor sich 
übersehen ließ, ob und wann die Truppe wenigstens mit Teilen weiter 
vorgehen könnte, üm Mittag näherten sich die Gros der Stadt, auch 
General v. Below eilte dahin vor. Einzelne Brigaden meldeten: 
„Marschfähigkeit für heute erschöpft, sämtliche eisernen Portionen auf¬ 
gezehrt. Im Lande ist nichts zu finden. Stimmung gut." Schon aber 
funkte das Armee-Oberkommando wieder: „Feind rückt ab, schleunigst in 
befohlener Richtung vorgehen!" Ferner meldeten Flieger, daß eine feind¬ 
liche Kolonne aller Waffen mit dem Anfang halbwegs Wylkowyszki— 
Marjampol marschiere, ihre Trains um 1130 vormittags sogar schon 
letzteren Ort erreicht hätten. Jede Minute war also kostbar. 
üm 205 nachmittags befahl das Generalkommando den Weitermarsch 
nach Olwita und Wylkowyszki, sobald geschlossene Truppenteile ver¬
	        
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