Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [1]. Die Ereignisse im Winter und Frühjahr (7. 1931)

Meinungsaustausch zwischen Falkenhayn und Conrad. 
159 
Wenige Tage später, am 16. Januar, nahm auch der Generalstabs¬ 
chef der verbündeten Wehrmacht Veranlassung, in einer ausführlichen 
Drahtung an General v. Falkenhayn den Einsatz der deutschen Neu¬ 
formationen an der Ostfront aufs neue zu befürworten^). General v. Conrad 
ging davon aus, daß es das gemeinsame nächste Ziel sein müsse, „die 
russische Armee mit aller Kraft so niederzukämpfen, daß ihr Erneuerung 
der Offensive auf lange Zeit unmöglich gemacht und uns die Freiheit ge¬ 
geben wird, unsere Kräfte gegen andere Feinde zu verwenden". Diesem 
Zweck sollte die bevorstehende Karpaten-Offensive dienen. Von ihr allein 
versprach sich indessen General v. Conrad noch keine ausreichende Wirkung: 
„Selbst nach Erreichen der San-Linie würden starke russische Kräfte im 
Weichselbogen etwa in der Linie Sandomierz—Kielce—Konskie—Opoczno 
und westlich Warschau verbleiben und immer die latente Drohung einer 
neuerlichen feindlichen Offensive in sich schließen." Am dies zu verhindern 
und die so erwünschte Handlungsfreiheit zu gewinnen, sei es „unbedingt 
notwendig, auch den russischen Nordflügel niederzuwerfen und hinter die 
Weichsel endgültig zurückzuzwingen". Dazu bedürfe es des einheitlichen 
Einsatzes der neuen deutschen Korps. Insoweit deckte sich also die Auf¬ 
fassung des Generals v. Conrad vollkommen mit der des Oberbefehlshabers 
Ost. Nur in der Frage, an welcher Stelle der Einsatz der Neuformationen 
erfolgen sollte, gingen die Ansichten auseinander. Zwar verwarf General 
v. Conrad jetzt seinen um die Jahreswende gemachten Vorschlag, die Ver¬ 
stärkungen in Westpolen südlich der 9. Armee am Nordflügel der Armee 
Woyrsch einzusetzen, doch empfahl er in Abweichung von der Auffassung 
des Oberbefehlshabers Ost eine Offensive in der Richtung Mlawa— 
Pultusk über den Narew, von der er im Zusammenhange mit der eigenen 
Offensive den Rückzug der gesamten russischen Streitkräfte hinter die 
Weichsel erhoffte. Cs war dieselbe „polnische Zange", von der er schon 
bei Kriegsbeginn den Sieg erwartet hatte. 
General v. Falkenhayn antwortete am 17. Januar: „Mit dem dort 
im ersten Satz aufgestellten gemeinsamen nächsten Ziel bin ich völlig ein¬ 
verstanden. Dagegen halte ich es für wenig wahrscheinlich, daß die Rüsten, 
wenn sie in Galizien über den Dniester- und San-Abschnitt zurückgedrängt 
sein sollten, mit nennenswerten Kräften auf dem linken Weichsel-Afer in 
Polen stehenbleiben würden. Dies hindert aber nicht, daß ich an der 
Absicht, die neuen deutschen Korps im Osten einzusetzen, unbedingt fest¬ 
halte. Nur eine ganz unwahrscheinliche Verschiebung der Lage hier im 
Westen könnte daran etwas ändern. Der Einsatz der neuen Korps in 
9 S. 13.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.