Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [1]. Die Ereignisse im Winter und Frühjahr (7. 1931)

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Die Karpaten-Offensive, 
front — trotz der großen Zahl der dort noch eingesetzten Verbände — vor¬ 
erst nicht weiter schwächen zu dürfen; denn alle dortigen Verbände waren 
an Kampfkraft und an Kopfzahl bedenklich zusammengeschrumpft. 
5. Betrachtungen. 
General v. Conrad schwebte bei der Anlage der Karpaten-Offensive ein 
großes Ziel vor Augen. Cr wollte, wie er General v. Falkenhayn mitteilte, 
„durch den gegen Nord geführten Stoß möglichst starker Kräfte einen posi¬ 
tiven, entscheidenden Erfolg" herbeiführen, „einen Schlag, dessen Wirkung 
er weit höher einschätzte als bloßen Raumgewinn bis an die San— 
Dniester-Linie". Der Entsatz der Festung Przemysl war zunächst nur 
Nebenzweck. 
Gedacht war die Offensive als Amfassungsoperation gegen den linken 
Flügel der russischen Hauptkräfte, die in Stärke von 24 Divisionen von 
der Weichsel bis zur Solinka in Gegend von Valigrod in geschlossener 
Front standen. Von einer weit ausholenden strategischen Amfassung gegen 
die linke Flanke der russischen Gesamtmacht in Galizien, wie sie durch Vor¬ 
gehen aus der Bukowina und aus dem Südostzipfel Galiziens über 
Stanislau etwa in der Richtung auf Lemberg sich hätte anstreben lassen, 
nahm General v. Conrad Abstand. Gewiß ließen sich auf diesem Wege 
bei erheblicher Verstärkung der Armeegruppe Pflanzer-Baltin schnelle und 
leichte Anfangserfolge gegen die in breiter Aufstellung verteilten, vergleichs¬ 
weise schwachen russischen Kräfte erhoffen. Indessen, bei der sehr be¬ 
schränkten Leistungsfähigkeit der einzigen Vollbahnlinie über Maramaros 
Sziget—Körösmezö—Delatyn, die General v. Conrad schon vor Kriegs¬ 
ausbruch als Haupthinderungsgrund für die Versammlung starker Kräfte 
in Ostgalizien bezeichnet hatte, erscheint es sehr fraglich, ob es möglich ge¬ 
wesen wäre, diese Offensive durch Zuführung weiterer frischer Kräfte so 
lange in ununterbrochenem Fluß zu halten, bis die weiter westlich einge¬ 
setzte deutsche Südarmee die Karpaten überwunden hatte. Aber selbst wenn 
das gelang, war doch mit Sicherheit anzunehmen, daß der Feind vermöge 
seiner weit günstigeren Eisenbahn- und Wegeverhältnisse sehr bald eine 
starke Abwehrfront in Ostgalizien zustande bringen, vielleicht sogar gegen 
die offene rechte Flanke der Österreicher offensiv werden würde. Der Ent¬ 
schluß des Generals v. Conrad, unter Verzicht auf unsichere strategische 
Fernwirkung die geplante Amfassungsoperation unmittelbar gegen die 
linke Flanke der russischen Hauptmacht zu richten und damit zugleich auch 
den Entsatz der Festung Przemysl auf kürzestem Wege anzustreben, er¬ 
scheint daher durchaus berechtigt. Während dem Ostflügel der 3. Armee
	        
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