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Die Karpaten-Offensive.
InGalizien endlich befestigen die 3., 8. und 11. Armee (29 Infan¬
terie-Divisionen), nachdem sie die dritte österreichische Offensive (31 Divi¬
sionen) erfolgreich abgeschlagen haben, das eroberte Gebiet Galiziens und
der Bukowina. Immerhin ist nicht anzunehmen, daß diese Armeen stark
genug sind, um den österreichischen Truppen, die jederzeit in der Lage sind,
sich hinter die Karpaten zurückzuziehen, eine entscheidende Niederlage bei¬
zubringen.
Im ganzen verfügen die oben aufgezählten Armeen über 99 Infan¬
terie-Divisionen, denen etwa 83 Divisionen (41 deutsche und 42 öster¬
reichische) gegenüberstehen. Außerdem befinden sich hinter der Front zur
Verfügung des Höchstkommandierenden zwei Armeekorps, das Gardekorps
und das IV. sibirische (41/21) Infanterie-Divisionen), die jederzeit als Ver¬
stärkungen an einen beliebigen Abschnitt der Nordhälfte unserer Front ge¬
schafft werden können."
Zu diesen Ausführungen schrieb General Danilow nach dem Kriege-):
„Zusammenfassend kann man sagen, daß ich unsere strategische Lage an der
Westfront als durchaus stabil ansah und die Gefahr eines Rückschlages hin¬
sichtlich der bisher erzielten Ergebnisse für vollkommen ausgeschlossen hielt."
Man habe aber mit Rücksicht auf den inneren Zustand des Heeres nicht
damit rechnen dürfen, „in absehbarer Zeit einen entscheidenden Erfolg"
über die Gegner davonzutragen. Der Mannschastsmangel der Armeen
habe etwa eine halbe Million bettagen, der Artillerie hätten mehr als
200 000 Schuß gefehlt. „Eine teilweise Befriedigung der hauptsächlichsten
Bedürfnisse konnten wir erst im Laufe der zweiten Hälfte des Februar er¬
warten; eine wirklich merkbare Besserung in dieser Beziehung jedoch erst
im April." So sei man zunächst zu abwartender Haltung genötigt gewesen.
Trotzdem hatte General Danilow in seiner Denkschrift schon die
Ziele für die künftigen Operationen ausgestellt, „für den
Fall natürlich, daß die Gegner uns Zeit ließen, unsere Armeen in Ordnung
zu bringen". Man habe allen Grund gehabt, sich in dieser Hinsicht „einem
gewissen Optimismus hinzugeben: die österreichischen Armeen waren nieder¬
gekämpft; was aber die Deutschen anbetraf, so mußten wir den Charakter
ihrer künftigen Operationen in Abhängigkeit von den Ereignissen im Westen
bringen, wo unsere Verbündeten zur Offensive übergegangen waren
(Soissons und der erste Vormarsch in der Champagne), was uns zu der
Annahme berechtigte, daß diese Offensive mit wachsender Energie und Hart¬
näckigkeit durchgeführt werden würde".
1) Beim Gardekorps befand sich die Garde-Schühen-Vrigade.
2) Danilow, S. 408 ff.