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Die Vorgänge in Belgien bis zum 7. September.
Dendre südwestlich Termonde zu zerstören, die Linie Gent—Lokeren-
St. Nikolas, die nördlich davon über Moerbeke führende Strecke, sowie die
von Gent auf Brügge und Deynze laufenden Linien zu unterbrechen. Die
Ausklärung nach Norden sollte bis zur holländischen Grenze über Gent bis
zur Linie Cecloo—Ursel vorgetrieben werden. Cs wurde damit der Ab-
schluß Antwerpens im Westen vorbereitet.
Der deutsche Vorstoß hatte Klarheit darüber gebracht, daß in den
nächsten Tagen von Norden her wohl kaum stärkere Angriffe zu erwarten
waren, dagegen war die Lage im Westen immer noch recht ungewiß, über
den Verbleib der Engländer, die bei Ostende gelandet sein sollten, fehlte
noch immer jeder sichere Anhalt. Die Luftaufklärung meldete an der
Küste nur ganz schwache feindliche Abteilungen. Da die Oberste Heeres-
leitung auf eine endliche Klärung der immer noch unsicheren Verhältnisse
in Flandern drängte und eine Säuberung dieses Gebietes als erste Ausgabe
der Armee-Abteilung des Generals v. Veseler ansah, so entschloß sich dieser
nunmehr zu einem Vorstoß auf Ostende selbst. Cr konnte dies jetzt um
so eher wagen, als die Marine-Division inzwischen eingetroffen war. Diese
ließ er zusammen mit der 5. Reserve-Division unter dem Befehl des
Admirals v. Schroeder zur Beobachtung der Festung und zum Schutze von
Brüssel stehen, während das IX. Reservekorps am 7. September mit den
Anfängen die Linie Wetteren—Baevegem, die 6. Reserve-Division über
Alost die Gegend von Crpe erreichten.
Da ging am Abend des 7. September aus dem Großen Hauptquartier
die Mitteilung ein, daß das Armee-Oberkommando 7 mit zwei Armeekorps
und einer Kavallerie-Division nach Belgien befördert werden und auch das
III. und IX. Reservekorps sowie die Marine-Division unter den Befehl des
Generalobersten v. Heeringen treten sollten. Um dessen Entschließungen nicht
vorzugreifen, ordnete General v. Veseler für den 8. September die Bereit-
stellung des IX. Refervekorps und der 6. Reserve-Division in der Linie
Nederzwalm—Sottegem—Voorde, mit der Front nach Süden, an, da die
Auffassung bestand, daß in der Gegend von Ostende nennenswerte feindliche
Kräfte nicht stehen könnten. Ergebnisse der Kavallerieaufklärung lagen
zwar noch nicht vor, Flieger aber hatten den Raum Gent—Ostende—Lille-
Brüssel frei gefunden, eine aufgefundene Postkarte die Landung der aus
Namur ausgewichenen belgischen 4. Division am 2.September bei Ostende
und ihren Transport auf Antwerpen verraten.
Tatsächlich hatten größere Landungen, insbesondere englischer Kräfte^),
*) Am 27. August waren drei englische Bataillone in Ostende gelandet und hatten
sich im Halbkreise um die Stadt eingegraben; sie wurden jedoch am 31. August schon
wieder abtransportiert.