Beginn des Angriffs auf Maubeuge.
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hierzu entschlossen, da die allgemeine Lage einen baldigen Angriff auf die
Festung erforderte und bei den schwierigen Nachschubsverhältnissen der
Etappe das Heranbringen großer Munitionsmengen sehr lange Zeit in
Anspruch nehmen mußte. Zudem ließen auch die Erfahrungen von Lüttich
und Namur auf eine schnelle moralische Wirkung, wenigstens der schweren
Artillerie, hoffen.
Bei der Notwendigkeit des Haushaltens mit Munition war daher
gleich von Beginn an ein nur schwaches Feuer möglich, auf das der Gegner
auch nur wenig antwortete. Am Nachmittag des 31. August zeigte sein aus-
lebendes Schießen, daß die Zeit zum Ansatz des Infanterieangriffes noch
nicht gekommen war. Am nächsten Tage, dem 1. September, stieß der Feind
sogar beiderseits der Sambre aus der Fortslinie gegen die einschließende
Infanterie vor, im Abschnitt I auf Vieux Nengt und Grandreng, im
Abschnitt II auf Dorf und Wald von Marpent. überall wurde er durch
Infanterie und Pioniere des Belagerers ohne große eigene Verluste ab-
gewiesen, da seinem ohne gehörige Artillerievorbereitung angesetzten Angriff
die erforderliche Stoßkraft mangelte.
Vom nächsten Tage, dem 2.September, ab konnte die Einschließung
der Festung wirksamer gestaltet werden. Von Lüttich traf nämlich General-
leutnant v. Kühne mit Teilen der 13. Referve-Division ein. Während er
selbst mit dem aus dem Abschnitt III herübergezogenen Infanterie-Regi-
ment 15, viereinhalb Cskadrons Husaren und zwei Batterien den Auftrag
erhielt, im Westen die Festung zu beobachten und einen Abmarsch der
Besatzung nach Kräften zu hindern, wurden die übrigen Verstärkungs-
truppen — sechs Bataillone — im Angriffsabschnitt eingesetzt. Insbesondere
wurde zu besserem Schutz der auf dem äußersten Flügel stehenden schwersten
Batterien eine gemischte Abteilung unter Generalmajor Neuhaus nach
Vettignies gesandt, das aber infolge starken feindlichen Artilleriefeuers
wieder geräumt werden mußte; die Abteilung ging bis Bois Bourdon und
Havay zurück. Die Munitionsfrage wurde inzwischen immer kritischer.
Der zu persönlicher Rücksprache am 31. August in Binche anwesende
Ctappen-Inspekteur der 2. Armee hatte keinerlei bestimmte Zusagen für den
Zeitpunkt des Eintreffens der angemeldeten Munitionszüge machen können.
Alle Versuche, festzustellen, ob und wo sie etwa auf der Strecke liegen
geblieben seien, waren erfolglos gewesen. Es fehlte besonders an Munition
siir die 2-Mörser und die 10- und 13-<Zln-Kanonen, so daß auch ein
weiterer Aufschub des Infanterieangriffs notwendig wurde. Die bisherige
Wirkung des Feuers konnte endlich am 2. September genauer festgestellt
werden, da an diesem Tage zum ersten Male dem Belagerer zwei Flieger
zur Verfügung standen. Sie meldeten u. a., daß im Fort de Boussois sich
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