248 Die Verfolgung des deutschen rechten Heeresflttgels über die Marne.
den Anfängen bis zur Linie Brinches—Armentieres vor und schloß mit
seinen fechtenden Truppen bis zum Abend im Marne-Vogen nordöstlich
Meaux auf.
Das IV. Reservekorps führte die ihm anbefohlene Links-
schiebung mit der 22.Reserve-Division bis in die Gegend von Villers
St. Genest, mit der 7. bis Ranteuil le Haudouin durchs). Die dem Korps
unterstellte 4. Kavallerie-Division verblieb bei Droiselles.
Von den beiden anderen Divisionen des 2. Kavalleriekorps
gelangte die 9. über La Ferte sous Iouarre bis St. Cyr, die 2. auf dem
Nordufer der Marne bis Favieres.
Generaloberst v. Kluck und sein Generalstabschef waren sich
der schweren Verantwortung voll bewußt, die sie durch die Nichtbefolgung
des Befehls der Obersten Heeresleitung auf sich genommen hatten. Sie
fühlten, daß das Wagnis des Vorbeigehens an der großen Festung Paris
sich nur rechtfertigen ließ, wenn der Feind nicht nur auf seinem westlichen
Flügel, sondern auf der ganzen Heeresfront gefesselt und an Truppenoer-
schiebungen größeren Stils in die linke Flanke der 1. Armee verhindert
wurde. Inwieweit das der Fall war, entzog sich zur Zeit ihrer Kenntnis,
überhaupt wurde es als ein schwerer Mangel empfunden, daß die seit dem
28. August fast nur auf kurzen Funksprüchen beruhende Unterweisung des
Armee-Oberkommandos durch die weit entfernte Oberste Heeresleitung kaum
einmal Anhaltspunkte für die Beurteilung der Gesamtlage des deutschen
Westheeres bot. Aus den für den öffentlichen Zeitungsdienst bestimmten
Mitteilungen, die in der Nacht vom 3. zum 4. September funkentelegraphifch
aufgenommen waren, ließ sich wenigstens so viel entnehmen, daß der Feind
nicht nur gegenüber der 1. und 2. Armee, sondern auch zwischen Reims und
Verdun im Rückzüge hinter die Marne sein sollte, nachdem die Franzosen
am 3. September nordwestlich Verdun geschlagen waren. Wie die Dinge
aber an der französischen Festungsfront von Verdun bis Velfort standen,
darüber fehlte jede Nachricht.
Die bedrückende Unkenntnis der Gesamtlage und der Wunsch, die auf
eigene Verantwortung getroffenen, in jedem Falle folgenschweren Maß-
nahmen zu begründen und zu rechtfertigen, veranlaßte das Armee-Oberkom-
mando 1 am Vormittag des 4. September zu dem nachfolgenden ausführ-
lichen Funkspruch an die Oberste Heeresleitung'): „I.Armee bittet um
Benachrichtigung über Lage der anderen Armeen, deren Mitteilungen über
x) Die 43. Reserve-Infanterie-Vrigade gelangte am 4. September bis in die
Gegend nordöstlich Cambrai.
2) Der Funkspruch ging in sechs Teilen verziffert im Laufe des Vormittags ab,
der letzte Teil um l15 nachmittags. Cr traf erst am 5. September in Luxemburg ein.