204 Die Verfolgung des deutschen rechten Heeresflügels bis zur Marne.
dicht gegenüber. Die Möglichkeit, sie durch Angriff zum Kampf zu stellen
und dadurch das seit mehreren Tagen als aussichtslos aufgegebene Ziel nun
doch noch zu erreichen, wog in den Augen des Armeeführers und seines
Generalstabschefs so schwer, daß dagegen alle noch so berechtigten Rück-
sichten auf das Ruhebedürfnis der eigenen Truppe für den Augenblick
zurückzutreten hatten. Kurz entschlossen wurde um 1016 abends der Befehl
zum Angriff für den folgenden Tag gegeben. Den drei dem Feinde am
nächsten stehenden Korps, dem II., IV. und III., fiel rein frontales
Vorgehen zu. Sie sollten um 8° vormittags die Linie Verberie—Villers
Eotterßts überschreiten. Als Trennungslinie zwischen dem II. und
IV. Armeekorps war die Eisenbahn Orrouy—Nanteuit, zwischen dem
IV. und III. die Linie Vaumoise—Betz-Puifieux gegeben. Nach links
hin war der Angriffsstreifen des III. Armeekorps durch den Ostrand der
Waldungen von Villers Eotterßts und durch den Oureq-Ftuß begrenzt.
Ostlich von ihm sollte das IX. Armeekorps durch frühzeitigen Aufbruch
(5° vormittags) eine Umfassung des feindlichen rechten Flügels anstreben,
die 17. Infanterie-Division links gestaffelt folgen. Auf gleichzeitige Um¬
fassung des linken Flügels mußte vorläufig verzichtet werden. Doch
schien es, falls die Engländer standhielten, nicht ausgeschlossen, auch hier
noch zu einer flankierenden Einwirkung zu gelangen. Deshalb erhielt das
IV. Reservekorps Befehl, bereits um 1° nachts aufzubrechen und frühzeitig
Ereil zu erreichen. Der Kommandierende General wurde noch in einer
besonderen Mitteilung darauf hingewiesen, daß sein Korps die Reserve des
Oberbefehlshabers bilde und daß von seinem rechtzeitigen Eintreffen größere
Erfolge zu erwarten seien. Cr solle Vorkehrungen treffen, um Ereil
spätestens um 10° vormittags zu durchschreiten, und stärkste Artillerie in
die Vorhut nehmen. Dem IV. Reservekorps wurde auch die Aufklärung
gegen die Nordfront von Paris übertragen, während der Höhere Kavallerie-
kommandeur 2 zunächst durch Vorgehen zwischen dem II. und IV. Armee-
korps den Frontalangriff unterstützen, dann aber so bald als möglich „durch
starke Aufklärung gegen die Nord- und Nordostfront von Paris sichern"
sollte. Die Oberste Heeresleitung und das Armee-Oberkommando 2
erhielten kurz nach Mitternacht Kenntnis von den veränderten Absichten
durch nachstehenden Funkspruch: „Drei englische Armeekorps dicht gegen-
über 1. Armee festgestellt. Armee greift morgen über Ereil—La Ferte
Miton an, um nach Zurückwerfen für weitere Verwendung bereit zu sein.
Armeehauptquartier Eompiögne."