Volltext: Der Marne-Feldzug ; [1]. Von der Sambre zur Marne (3. 1926)

184 
Die deutsche Obcrftc Heeresleitung am 29. und 30. Sluguft. 
z„ August. Der 30. August brachte in mehrfacher Hinsicht Überraschungen. Ein 
um 8" vormittags eingehender Funkspruch des Armee-Oberkommandos 1 
vom Abend des 29. August') ließ erkennen, daß der bisher vor der 1. Armee 
zurückgewichene Feind, verstärkt durch frisch hinzugekommene Kräfte — 
genannt waren Reserve-Alpenjäger und Teile des französischen VII. Armee- 
korps — plötzlich aus der Richtung von Amiens—Moreuil wieder vorge- 
gangen war. Die 1. Armee beabsichtigte, ihn am heutigen Tage aus der 
Linie Bray—Resle anzugreifen. Cs war möglich, daß sie dadurch, 
wenn auch vielleicht nur vorübergehend, aus ihrer bisherigen Operations- 
richtung gegen die untere Seine nach Westen hin abgezogen werden würde. 
Der Funkspruch enthielt weiter die Angabe, daß „eine Division zur Unter- 
stützung der 2.Armee entsandt worden sei". Was es damit für eine 
Bewandtnis hatte, ersah die Oberste Heeresleitung aus einer gleichzeitig 
einlaufenden Meldung des Armee-Oberkommandos 22). Danach stand die 
2. Armee „in heftigem Kampf gegen einen Feind, der auf mindestens fünf 
Korps geschätzt" wurde. Sie hatte am 29. August in der Gegend östlich 
St. Quentin zu beiden Seiten der Oise die Linie Cssigny le Grand—Mont 
d'Origny—Puisieux—Haution gewonnen und wollte heute, voraussichtlich 
unterstützt durch Teile der 1. Armee, wiederum angreifen. Wodurch diese 
überraschende Wendung der Lage auf dem rechten Heeresflügel entstanden 
sein konnte, darüber sagte die knappe Berichterstattung durch den Funkentele- 
graphen nichts. Die Oberste Heeresleitung blieb daher im ungewissen, ob 
die Franzosen am Abschnitt der Oise sich nur zu nachhaltigem Widerstand 
gesetzt hatten und von der 2. Armee angegriffen worden waren, oder ob der 
Kampf aus offensiven Absichten des Feindes entsprungen war. Traf letzteres 
zu, so gewann auch das unerwartete Vorgehen des Feindes gegen die 
1. Armee erhöhte Bedeutung. Es konnte sich dann sehr wohl um den 
Versuch zur Wiederaufnahme einer allgemeinen Offensive gegen den 
deutschen rechten Heeresflügel handeln. In dem Auftreten des französischen 
VII. Armeekorps bei Amiens—Moreuil sah man die Bestätigung von 
Zeitungsnachrichten, daß der Feind Kräfte aus dem Ober-Clfaß nach dem 
äußersten linken Heeresflügel verschoben hatte. Wie die Dinge auch liegen 
mochten, das beste Mittel, um sich für jeden Fall die Initiative zu wahren, 
sah die Oberste Heeresleitung in der Fortsetzung der eigenen Offensiv- 
operationen auf der ganzen Front. Die von den Armee-Oberkommandos 1 
und 2 gemeldeten Absichten fanden daher ihre volle Billigung. 
Angesichts der Tatsache, daß die rechten Flügelarmeen auf starken 
Widerstand gestoßen waren, war es gewiß bedauerlich, daß die 3. Armee 
i) S. 132. - -) S. 168.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.