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Die Operationen der 1. und 2. Armee bis zur Oise.
Generals v. Einem') gegenüber bestand er auf der Ausführung seines
schon früher erlassenen Befehls, daß die 14. Infanterie-Division sogleich
nach Hombliöres zu rücken habe. Von selbst ergab sich das Festhalten am
Gedanken des durch den bisherigen Kampfverlauf bereits erfolgreich an-
gebahnten konzentrischen Zusammenwirkens der Kräfte von Norden und
Westen. Da das X. Armeekorps und Gardekorps offenbar überlegenem
Feinde gegenüberstanden, sollte der Schwerpunkt unter Einsatz der er.
warteten Verstärkungen auf den taktisch freilich schwierigen Angriff von
Westen über die Oise gelegt werden. Auch verhieß dieser Druck auf den
äußeren Flügel der Franzosen ein um so wirksameres Ergebnis, je mehr
er mit einer südlich ausholenden Umfassung verbunden werden konnte.
Einer solchen freilich setzte in den Augen des Armee-Oberkommandos der
stark überschätzte Wirkungsbereich der Festung La Fere eine ganz bestimmte
Grenze. Die tags zuvor von Generalmajor v. Kühl angebotene Lösung^),
die 1. Armee und den rechten Flügel der 2. Armee durch Einschwenken
gegen die Oise-Strecke Eompiögne—Royon—Ehauny und durch weiteres
Vorgehen südlich an der Festung La Fere vorbei operativ gegen Flanke
und Rücken der Franzosen zur Wirkung zu bringen, fand in den
Erwägungen des Armee-Oberkommandos 2offenbar keinerlei Beachtung
mehr. Seine Bemühungen richteten sich ausschließlich auf die Sicher-
stellung des taktischen Sieges auf dem Schlachtfelde selbst.
So entstand zunächst die Absicht, Teile der 1. Armee zur Mitwirkung
über Essigny le Grand auf dem rechten Armeeflügel zu erbitten. Am 6'°
nachmittags erging an das Armee-Oberkommando 1 der nachstehende Funk-
spruch: „2. Armee steht in Linie Essigny le Grand—Mont d'Origny—
Voulpaix — Haution in schwerem Kampf mit anscheinend überlegenen
Kräften. Frühzeitige Unterstützung am 30. durch Teile der 1. Armee in
Richtung Essigny le Grand dringend erwünscht." Als dann durch einen an
der Befehlsstelle des Armee-Oberkommandos bei Hombliöres eintreffenden
Nachrichtenoffizier des IX. Armeekorps bekannt wurde, daß die hinter dem
linken Flügel der 1. Armee gestaffelt folgende 17. Infanterie-Division dieses
Korps sich heute noch in der Gegend westlich St. Quentin befand, wurde
für ihren Einsatz eine mehr nördliche Richtung auf Origny Ste. Benoite
in der Lücke zwischen den beiden bisher noch durch die Oise getrennten
Gruppen der 2. Armee ins Auge gefaßt. Dafür gedachte man nunmehr die
14. Infanterie-Division von Ham aus, nicht, wie bisher beabsichtigt und
befohlen, hinter den nördlichen Flügel der rechten Armeegruppe nach Hom-
bliöres, sondern hinter deren südlichen Flügel nach Essigny le Grand heran-
S. 158. — 2) S. 145.