Entschluß des Armee-Oberkommandos 1 zur Fortsetzung des Angriffs. 151
durch Teile der 1. Armee in Richtung Cssigny war als „dringend
erwünscht" bezeichnet. Am späten Abend traf noch ein Generalstabs-
ofstzier des Armee-Oberkommandos 2in Psronne ein. Cr schilderte den
Kampf der 2.Armee als außerordentlich schwer und bezeichnete im Auf-
trage seines Armeeführers Hilfe der I.Armee nicht mehr in der Richtung
auf Cssigny, sondern weiter nördlich auf Mont d'Origny (an der Oife
östlich St. Quentin) für dringend erforderlich. In diesem Sinne hatte sich
Generaloberst v. Vülow in einem Schreiben bereits unmittelbar an den
Kommandierenden General des IX. Armekorps, General der Infanterie^)
v. Quast, gewendet und ihn ersucht, die 17. Infanterie-Division so über
St. Quentin in Marsch zu setzen, daß sie am nächsten Tage um 7°vor¬
mittags bei Origny Ste. Venoite die Oise überschreiten könne, und die
18. nach St. Quentin zu seiner Verfügung nachzuziehen. Diese Tatsache
wurde dem Armee-Oberkommando 1 sowohl durch den Generalstabsoffizier
der 2. Armee wie durch das Generalkommando des IX. Armeekorps mit-
geteilt. Aus dem beigefügten Armeebefehl des Generalobersten v. Vülow
ging hervor, daß die 2. Armee am 30. August den Angriff auf der ganzen
Linie fortsetzen wollte, und zwar auf dem rechten Flügel gegen und über
die Oise: mit dem VII. Armeekorps (ohne 13. Infanterie-Division) über
Cssigny le Grand, mit dem X.Reservekorps über Sery les Mezisres und
Ribemont, mit der 13. Infanterie-Division über Lucy.
Das Armee-Oberkommando 1 sah sich plötzlich vor einen sehr schwie-
rigen Entschluß gestellt. Der Feind hatte sich offenbar dem rechten Heeres-
flügel gegenüber von neuem zum Kampf gestellt, vielleicht sogar selbst die
Waffenentscheidung gesucht. Die Lage in der rechten Heeresflanke,
deren Schutz der I.Armee durch die Weisungen vom 27.August besonders
übertragen worden war, erschien noch keineswegs völlig geklärt. Wenn
das Armee-Oberkommando 1 jetzt, dem Wunsche des Generalobersten
v. Vülow entsprechend, der 2. Armee mit stärkeren Kräften zu Hilfe eilte,
so bestand ernste Gefahr für die rechte Heeresflanke. Diese unbedingt zu
sichern, war zur Zeit die vornehmste Aufgabe der 1. Armee, die den Einsatz der
gesamten Kraft erforderlich machte; eine Teilung der Kräfte konnte in dieser
Lage verhängnisvolle Wirkungen haben. Zudem hatte das Armee-Oberkom¬
mando 2 dem IX. Armeekorps ein rein frontales Eingreifen in die Schlacht
nördlich der rechten Flügelgruppe der 2. Armee zugedacht, um eine jenseits
der Oise nach deren linker Flügelgruppe hin klaffende Lücke zu schließen!
In dieser Verwendungsart lag die Gefahr, daß das Korps ganz aus
dem Verbände der I.Armee gerissen wurde. Für die 18. Infanterie?
*) Am 19. August 1914 zu diesem Dienstgrad befördert.
9*