Volltext: Die Befreiung Ostpreußens (2. 1925)

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Bis zum Beginn der Operationen. 
Kräften in dem 90 km breiten Raum zwischen den Seen einerseits und 
dem Haff oder auch Königsberg anderseits zu verteidigen und während¬ 
dessen mit der Masse gegen die befestigte Narew-Linie anzugreifen, hätte 
dazu geführt, daß man an beiden Stellen zu schwach war. Rur wenn der 
deutsche Führer im Osten seine geringen Kräfte zusammenhielt, durfte 
er aus Erfolg hoffen. 
Ein ausgedehntes Besestigungssystem, wie es beispielsweise 
Frankreich an seiner italienischen wie auch an der deutschen Grenze ge¬ 
schaffen hatte, würde die Operationen östlich der Weichsel ganz außer¬ 
ordentlich erleichtert haben. Besonders in dem durch die Natur nicht 
geschützten Gelände der Südgrenze zwischen Thorn und Ortelsburg 
wären ständige Werke zum Schutz der Flanke und der rückwärtigen Ver¬ 
bindungen der Armee von ausschlaggebender Bedeutung gewesen. Nur 
sie konnten die mit der Front nach Osten zahlreich vorhandenen 
Verteidigungsabschnitte gegen Umfassung sichern; unter ihrem Schutze 
konnte dann eine angrisssweise Kriegführung ohne allzu großes Wagnis 
jederzeit auch einen Stoß weit nach Osten führen, dazu sämtliche Kräfte 
in dieser Richtung einsehen und die Schlacht und die Verfolgung durch¬ 
kämpfen ohne Sorge um Flanke und Rücken. Eine Befestigung 
der ostpreußischen Südgrenze ist daher oft erwogen worden. Zuletzt 
noch hat sie im Herbst 1913 der damalige Kommandierende General des 
XX. Armeekorps in Allenstein beim Chef des Generalstabes der Armee 
beantragt. Alle solche Wünsche mußten aber zurücktreten, solange die 
Mittel für die wichtigeren Zwecke des Ausbaus von Posen und der Weichsel¬ 
plätze nur gerade ausreichten. 
Ebenso war es mit dem Wunsche nach weiterem Ausbau von Lötzen 
und Königsberg, die gegen Osten schützten. Fn dieser Richtung bot aber 
wenigstens das Gelände günstige Möglichkeiten für die Abwehr: Nördlich 
der Seen waren die Angerapp und dann der Lauf der Alle als Verteidi¬ 
gungsabschnitte gegeben. An sie schloß sich, nördlich des Pregel, die als 
Vorstellung der Festung Königsberg in Aussicht genommene Deime-Linie 
an. Dahinter war von der Festung nach Norden eine Haff-Anschluß-Stellung 
geplant. Alle diese Stellungen waren aber im Frieden nur erkundet. 
1914 mußte die deutsche Armee in Ostpreußen versuchen, ihre Auf¬ 
gabe auch ohne die Vorteile zu lösen, die ein ausgedehntes Netz von 
ständigen Befestigungen hätte bieten können. Damit wuchs die Gefahr, 
daß der Feldzug vorzeitig mit dem Rückzug hinter die Weichsel endete.
	        
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