Volltext: Die Befreiung Ostpreußens (2. 1925)

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Die Schlacht an den Masurischen Seen. 
Wie wir die beiderseitigen Kräfte und ihre Verteilung heute kennen, 
ist es aber keineswegs sicher, daß der deutsche Angriff nach dem 10. Sep¬ 
tember noch viel weitergekommen wäre, wenn General v. Rennenkampf 
standgehalten hätte. Hatten doch 1 y4 russische Infanterie-Divisionen und 
1 Kavallerie-Division dem deutschen I. und XVII. Armeekorps tagelang 
erhebliche Schwierigkeiten bereitet. Reserven aber fehlten aus deutscher 
Seite ganz. Das alles konnte die russische Führung nicht übersehen. 
Es hätte schon eine überragende Persönlichkeit dazu gehört, um gegen die 
Sieger von Tannenberg die Schlacht bis zum letzten durchzukämpfen, 
trotzdem die Deutschen die Rückzugsstraßen unmittelbar bedrohten. 
Das Ergebnis der Schlacht hat den auf die Umfassung gesetzten 
Hoffnungen nicht ganz entsprochen. Das konnte nicht anders sein, wenn 
der Gegner vorzeitig zurückging. Dem deutschen Führer stand kein Mittel 
zu Gebote, ihn zum Durchkämpfen der Schlacht zu zwingen. Auch früheres 
und schärferes Anfassen in der Front hätte die Russen nicht hindern können, 
den Kampf, sobald sie wollten, durch nächtlichen Abmarsch abzubrechen. 
Daß solches Anfassen die russischen Reserven im Norden zum mindesten 
teilweise dauernd gefesselt und dadurch die Aussichten der überholenden Ver¬ 
folgung gesteigert hätte, ist anzunehmen. Das Zögern mit dem Frontal¬ 
angriff hatte seinen Grund aber nicht in einer Verkennung dieser Wirkung, 
sondern in der Schwäche der deutschen Angrissssront und ihrer Kampfmittel. 
Russische Gegenmaßnahmen und eine Reihe unglücklicher Zufälle haben 
das Ergebnis der Verfolgung weiter beeinträchtigt, so am 10. September 
die Entsendung der 1. Kavallerie-Division nach Süden und das Ein¬ 
schwenken der ganzen 2. Infanterie-Division nach Westen, dann am 
11. September die alarmierende Nachricht vom XI. Armeekorps, für den 
12. die abweichende Auffassung des I. Armeekorps —- und schließlich die 
Schwäche und Überanstrengung der deutschen Heereskavallerie, bei der 
in den entscheidenden Tagen auch noch die 1. Kavallerie-Brigade ausfiel. 
Nach den vorangegangenen Leistungen und angesichts der mehr als 
doppelten Überlegenheit der feindlichen Kavallerie war die Verfolgung 
in den Rücken des abziehenden, aber doch noch keineswegs erschütterten 
Feindes für die deutsche Reiterei eine überaus schwierige Ausgabe. Es 
ist nicht umsonst unternommen worden, sie zu lösen, wenn auch das höchste 
Ziel, die Verlegung des feindlichen Rückzuges, nicht erreicht wurde. 
Alles in allem war der Erfolg der Schlacht doch ein großer: 
45000 Gefangene, 150 Geschütze zählte die Beute. Die Russen1) geben 
tz Korolkow, S. 3.
	        
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