Fünftes Rapitel.
Der Abschluß der Schlacht, 29. bis 3J. August.
J. Die Vorgänge bei der russischen ftarew-Armee bis zum
29. August früh1).
(Karte 8 und 9.)
Wann der Oberbefehlshaber der Narew-Armee in den Morgen¬
stunden des 28. August erkannt hat, daß eine Fortsetzung des Angriffs aus¬
sichtslos sei, steht dahin. Das Oberkommando verließ schon etwa um
5° vormittags Neidenburg, um sich zum XV. Korps zu begeben.
General Samsonow wollte den Angriff dieses Korps und des XIII.
persönlich leiten, denn von seinem Ausgang hing nunmehr alles
ab2). Er nahm seinen Standort zunächst an der Straße nach Fed-
wabno. Dort hat General Samsonow dem englischen Militärattache,
der gerade bei ihm eintraf3), mitgeteilt, sein I. Korps, die 2. Division
und das XV. Korps seien zum Rückzüge gezwungen. Er hatte soeben
Nachricht erhalten, daß am Nachmittag vorher auch sein rechter Flügel,
das VI. Korps, in Unordnung bis südöstlich von Ortelsburg zurückgewichen
sei. Daraufhin befahl er diesem Korps, „koste es, was es wolle, Ortels¬
burg zu halten". Die 4. Kavallerie-Division sollte dabei mitwirken2).
Der Oberbefehlshaber sah die Lage seiner Armee jetzt als äußerst ge¬
fährdet an und meldete hierüber zuletzt um 8° vormittags an die Heeres¬
gruppe. Er schickte den Stab des Oberkommandos nach Ostrolenka
zurück und begab sich selbst mit seinem Generalstabschef und einigen
anderen Offizieren auf Kosakenpferden etwa 110 vormittags3) zum General¬
kommando des XV. Korps nach einer Anhöhe westlich vom Gute Nadrau
(7 km südöstlich Hohenstein). Da gleichzeitig mit dem Stabe die Funken¬
station des Armee-Oberkommandos über die Grenze abgeschoben wurde,
hörte jetzt jede Verbindung zum Heeresgruppen-Kommando wie zum
VI. und I. Korps auf; zur Njemen-Armee hatte sie nie bestanden.
*) Anschluß an S. 180. — 2) gichowitsch im Sbornik, Heft 3, S. 145/46. —
3) Knox, S. 73.
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