Volltext: Die Befreiung Ostpreußens (2. 1925)

viertes Rapitel. 
Die Einkreisung der russischen Mitte am 28. August. 
J. Der Armeebefehl für den 28. August. 
(Karte 6 und 7.) 
Als sich in den Mittagsstunden des 27. August entschieden hatte, daß 
das deutsche I. Armeekorps in der Richtung auf Soldau gebunden sei und 
damit vorerst für den Stoß in des Feindes Flanke, auf Neidenburg, ausfiel, 
lag die Entscheidung vor allem beim XX. Armeekorps. Auf der Rück¬ 
fahrt von seinem Gefechtsstande zum Armee-Hauptguartier Löbau 
hatte der Oberbefehlshaber daher den General v. Scholtz in Frögenau 
aufgesucht. 
Zwischen der Auffassung des XX. Armeekorps und der des Armee¬ 
oberkommandos hatte sich in den letzten Tagen eine gewisse Ver¬ 
schiedenheit herausgebildet*): Das Armee-Oberkommando hatte auch für 
dieses Armeekorps den rücksichtslosen Angriff stets als den einzigen 
Ausweg aus der schwierigen Lage angesehen. Bei dem Korps selbst 
aber, unter dem unmittelbaren Eindruck der gegen seine Front gerichteten 
russischen Angriffe, vor allem der unsicheren Lage bei Mühlen und der 
drohenden Umfassung durch das russische XIII. Korps im Norden, dachte 
man mehr an ein Hinhalten des Gegners, bis das I. Armeekorps von 
6üden oder die Ostgruppe gegen seinen Rücken wirksam würde. Diese 
Verschiedenheit der Auffassung ist nicht, wie beim I. Armeekorps am 
25. August, offen zum Austrag gekommen; sie blieb aber unausgesprochen 
unter der Oberfläche lebendig. So war das Armee-Oberkommando 
doch enttäuscht, als der Angriff des XX. Armeekorps im Laufe des 
27. August gar nicht in Gang kam. Der Oberbefehlshaber hatte daher 
nachmittags beim General v. Scholtz selbst darauf gedrückt, daß die 
1. Infanterie-Division, die doch nur einen ganz minderwertigen Gegner 
vor sich haben konnte, noch am 27. August abends Waplitz erreiche 
und damit den Russen den Weg nach Süden verlege. Aber auch das 
war nicht gelungen2). 
Trotzdem und trotz der drohenden feindlichen Umfassung im Norden 
beijReichentiu sah das Armee-Oberkommando am 27. August abends dem 
') S. 163. — 2) S. 167.
	        
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