Volltext: Die Befreiung Ostpreußens (2. 1925)

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Der Sieg über die Flügel der Narew-Armee. 
Soweit heute noch festzustellen ist, war das Armee-Oberkom¬ 
mando über die Lage und Absichten des XX. Armeekorps am Vor¬ 
mittag des 27. August im großen und ganzen dauernd unterrichtet. Das 
abwartende Verhalten des Korps entsprach zwar nicht den Anschauungen 
und Wünschen des Oberkommandos, aber dieses übersah die Lage des 
Korps im einzelnen doch nicht so, daß ihm ein Eingreifen gerechtfertigt 
erschien. Es galt damals noch allgemein der im Frieden anerzogene 
Führungsgrundsatz, Aufträge zu erteilen, in der Art der Ausführung 
aber dem Untergebenen freie Hand zu lassen. Nur im äußersten 
Notfälle glaubte man, zumal bei höheren Kommandostellen, eingreifen 
zu dürfen. So fand auch der Entschluß der 41. Infanterie-Division zum 
Vorstoß in den Rücken des Usdauer Feindes schließlich Billigung. Jedes 
Handeln war besser als weiteres untätiges Abwarten. 
Als aber bald nach 110 vormittags mit der Einnahme Usdaus an dieser 
Stelle die Entscheidung gefallen war, konnte kein Zweifel mehr sein, daß nun 
auch General v. Scholtz auf seinem Südflügel nicht nur mit der 37. In¬ 
fanterie-Division, sondern mit ganzer Macht angreifen mußte, um in Flanke 
und Rücken des Mühlener Gegners zu kommen. So befahl Generaloberst 
v. Hindenburg um 1130 vormittags, gleichzeitig mit dem Befehl für das 
Abdrehen des I. Armeekorps nach Süden: „XX. Armeekorps schwenkt 
östlich des Kownatken-Sees nach Norden, um dem hier befindlichen 
Gegner den Weg nach Süden zu verlegen." 
Gerade als General v. Scholtz diesen Armeebefehl erhielt, der den 
Angriff aus seinem Südflügel in Fluß bringen sollte, gingen bei ihm 
aber auch Nachrichten über einen russischen Durchbruch bei Mühlen ein. 
Deutsche Infanterie und Artillerie ging nördlich Mühlen zurück. Nennens¬ 
werte örtliche Reserven waren nicht mehr zur Hand. Umfang und Aus¬ 
wirkung des Einbruchs erschienen so bedrohlich, daß außer der halben 
3. Reserve-Division auch die 37. Infanterie-Division aus ihrer aussichts¬ 
vollen Angrisssrichtung zum Gegenstoß gegen die Flanke des feindlichen 
Einbruchs herbeigerufen wurde. 
So blieb die 41. Infanterie-Division für den vom Armee-Ober¬ 
kommando befohlenen Angriff allein verfügbar. Um 1215 mittags erhielt 
ihr Kommandeur, Generalmajor Sontag, den Befehl, sofort aus Waplih 
zu marschieren. Er hatte im ganzen nur g Bataillone zur Hand, mit 
denen er l30 nachmittags westlich um den Kownatken-See herum antrat. 
Er war besorgt wegen des inzwischen bei Frankenau und Bujaken, in der 
Flanke seines Vormarsches gemeldeten Feindes. Es waren zwar, wie 
ihm der gerade eintreffende Oberquartiermeister des Armee-Oberkom-
	        
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