Volltext: Die Befreiung Ostpreußens (2. 1925)

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Der Aufmarsch zur Schlacht. 
kommando anwesenden englischen Militärattache schon am 24. August 
erklärt hatte, den Weitermarsch als „ein Abenteuer" an. Die Zeit für 
die Mobilmachung sei zu kurz gewesen, die Trains noch nicht heran, 
man hätte am 20. statt am 16. August antreten sollen*). General 
Samsonow teilte diese Auffassung und beantragte daher jetzt, trotz der 
dringlichen Lage, einen Ruhetag für seine Armee. Die Heeresgruppe 
lehnte die Bitte ab. Sie rechnete nicht mit stärkerem Gegner vor der 
Front der Narew-Armee und antwortete, ein Ruhetag könne erst ge¬ 
währt werden, wenn die Linie Allenstein—Osterode erreicht sei, denn 
dann erst bedrohe man den deutschen Rückzug zur Weichsel. 
Inzwischen aber gewann man bei der Narew-Armee selbst ein anderes 
Bild vom Gegner: General Samsonow nahm am 26. August außer 
dem deutschen XX. Armeekorps, das er bei Allenstein oder Osterode ver¬ 
mutete, südlich Gilgenburg das deutsche XVII. Armeekorps und weiter 
westlich Teile des XIX. Armeekorps und des I. Reservekorps 3) an, 
mithin auch Kräfte, die noch vor wenigen Tagen bei Gumbinnen ge¬ 
kämpft hatten. Man rechnete also bei der russischen Narew-Armee schon 
jetzt mit deutschen Truppenverschiebungen mittels der Eisenbahn. Aber 
den Verlaus der ausgedehnten deutschen Stellung östlich von Gilgenburg 
scheint aber, nach den getroffenen Anordnungen zu schließen, bei den 
Russen völlige Unklarheit geherrscht zu haben. Man dachte vielmehr vor 
allem an das schon immer befürchtete Auftreten starker deutscher Kräfte 
nahe der Grenze von Thorn her. 
Als die Heeresgruppe von der Auffassung der 2. Armee über die 
Stärke der Deutschen Kenntnis erhielt, stellte sie das I. Korps dem General 
Samsonow wieder zur freien Verfügung. Dieses Korps wollte sich der 
anrückenden Deutschen durch Angriff erwehren und dazu, unter Ver¬ 
kürzung seines rechten Flügels östlich Usdau, den Südflügel möglichst stark 
machen3). General Samsonow teilte ihm jetzt die 3. Gard e-Infanterie- 
Division und die inzwischen in Nowogeorgiewsk freigewordene 1. Schützen- 
Brigade des XXIII. Korps sowie die 6. und 15. Kavallerie-Division und 
eine Abteilung schwerer Artillerie zu. Der Kommandierende General des 
I. Korps, General Artamanow, sollte mit diesen 31/2 Infanterie- und 2 Ka- 
1) Knox, S. 60. 
2) Diese falschen Annahmen sind vermutlich dadurch entstanden, daß die in dieser 
Gegend eingesetzten deutschen Landwehr- und Ersatz-Truppen Regimentern entstammten 
und deren Rummer trugen, die im Frieden in Ost- und Westpreußen lagen (daher 
XVII. Armeekorps und I. Reservekorps). Das Landwehr-Regiment 107 (20. Landwehr- 
Brigade) war vom XIX. Armeekorps aufgestellt. 
3) Fichowitsch im Sbornik, Heft 3, S. 135.
	        
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