Volltext: Die Befreiung Ostpreußens (2. 1925)

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Der Aufmarsch zur Schlacht. 
Weg aus Neidenburg, in die Flanke und in den Rücken der gegen das 
deutsche XX. Armeekorps weit nach Norden ausholenden russischen 
Korps offen. Hatte man bisher damit gerechnet, daß die bei Usdau 
stehenden russischen Kräfte zusammen mit ihrer Armee zürn Angriff 
antreten würden, und dementsprechend am 25. August dem General 
v. Franpois in Marienburg gesagt, er werde Flanke und Rücken des 
Gegners anzugreifen Habens, so hatte sich das Bild inzwischen durch das 
Vorrücken des russischen Ostflügels geändert: Der Vormarsch der Narew- 
Armee war in eine Schwenkung um den Drehpunkt Usdau übergegangen. 
Damit wurde es immer wahrscheinlicher, daß der Gegner auf diesem 
Flügel auch am 26. August stehenbleiben werde, um so mehr, da ihm jetzt 
der Vormarsch der deutschen 5.Landwehr-Brigade und der beiden Divi¬ 
sionen des I. Armeekorps bekannt werden mutzte. Hier war somit auf 
starken russischen Widerstand zu rechnen, der erst zu beseitigen war. Die 
russischen Kräfte bei Usdau schienen die Front nach Westen und Nord¬ 
westen zu haben und waren nach Süden tief gegliedert. Von Warschau 
konnten ihnen dauernd Verstärkungen zufließen. Der Versuch, ihre Flanke 
zu fassen, verbesserte die Aussichten des Angreifers unter diesen Umständen 
kaum, kostete aber Zeit. So war man sich beim Armee-Oberkommando 
darüber klar geworden, datz die Truppen des Generals v. Francois von 
Westen her zunächst frontal anzugreifen hatten. Vielleicht lietz sich dabei 
aus der Stellung des XX. Armeekorps heraus von Norden eine gewisse 
Umfassung erreichen. Dieses Armeekorps mußte sich im übrigen dem 
Fortschreiten des Angriffs vom westlichen Flügel aus anschließen. 
General v. Hindenburg wollte am 25. August vormittags zum General 
v. Francois fahren, um ihn in diesem Sinne über die endgültige Angriffs- 
ausgabe seines Korps zu unterrichten. Da ging noch vor der Abfahrt 
ein nachts aufgefangener russischer Funkspruch ein. Er enthielt, was bisher 
noch nicht dagewesen war, einen vollständigen Armeebefehl des Generals 
v. Rennenkamps, der leichtfertigerweise ohne Verzisferung an das russische 
IV. Korps gegeben worden war. Danach wollte die Njemen-Armee 
am 26. August erst die Linie Gerdauen—Allenburg—Wehlau erreichen. 
Das war für die Durchführung der bisher gefaßten Entschlüsse nicht un¬ 
günstig. Es wuchs die Aussicht, mit der Narew-Armee ungestört ab¬ 
rechnen zu können. 
Und nun fügte es ein besonderer Glückszufall, daß dem Oberkom¬ 
mando, soweit festzustellen, aus der Hinfahrt in Löbau, auch noch ein 
soeben aufgefangener weiterer russischer Funkspruch überreicht wurde, 
i) S. 118.
	        
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