Volltext: Die Befreiung Ostpreußens (2. 1925)

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Der Aufmarsch zur Schlacht. 
aber jetzt der bei Ortelsburg gemeldete Teil der russischen Narew-Arrnee 
— soweit man wußte, das russische VI. Korps mit der 4.Kavallerie- 
Division — von Süden her zu wenden. Zwei Kolonnen waren am 
24. August im Vormarsch aus Bischofsburg beobachtet worden, dieses 
Städtchen selbst und Sensburg waren schon von russischer Kavallerie 
besetzt. Das russische VI. Korps trennte sich damit von seiner Armee, es 
schien der Njemen-Armee unmittelbar westlich der Seen die Hand reichen 
zu wollen. Diese Armee war zwischen 9 und 10 Uhr vormittags mit den 
Ansängen ihrer Gros von Darkehmen und nördlich im Vormarsch beob¬ 
achtet worden, schien mittags aber schon dicht westlich dieser Linie wieder 
haltgemacht zu haben, während das russische II. Korps, wie nunmehr 
feststand, östlich der Seen aus Angerburg marschierte. 
So bot sich die Möglichkeit, im Osten zunächst mit dem russischen 
VI. Korps abzurechnen. General v. Hindenburg war sofort entschlossen 
sie auszunutzen. Die Korps der deutschen Ostgruppe mußten dazu scharf 
nach Süden abgedreht werden. Was aber wurde aus ihnen, wenn Rennen- 
kampf flott weiter marschierte — und daran konnte ihn nichts hindern —, 
oder wenn gar der deutschen Westgruppe in den nächsten Tagen der Erfolg 
versagt blieb? Solche Gedanken mußten zurücktreten vor dem unbeug¬ 
samen Willen zum Siege. — So wurde dem I. Reservekorps besohlen, 
am 25. August zu frühester Stunde aufzubrechen und über Seeburg den 
Feind anzugreifen, wo es ihn fände. Es sollte aber dazu für alle Fälle 
den Rücken möglichst nach Westen, gegen Guttstadt nehmen. Die 6. Land¬ 
wehr-Brigade sollte an das Korps heranrücken. — Auch auf die Mit¬ 
wirkung des XVII. Armeekorps wurde für den Kampf gerechnet, zum 
mindesten auf die seiner südlichen Division. Die andere, nördliche, war 
ohnehin sehr weit ab, wurde vielleicht auch noch als Rückendeckung gegen 
die russische Njemen-Armee gebraucht. Äußerste Marschleistungen mußten 
vorn XVII. Armeekorps verlangt werden. Am 25. August sollte eine 
Division Bischofstein (50 km Marsch), die andere nordöstlich davon ge¬ 
staffelt Groß-Schwansseld (40 km Marsch) erreichen. — Die 1. Kavallerie- 
Division, die von neuem1) um einen Ruhetag gebeten hatte, sollte bei 
Gerdauen den Abmarsch der beiden Korps nach Süden verschleiern. 
Beim Oberkommando der deutschen 8. Armee war man sich am Abend 
des 24. August der Gefahren und der Verantwortung, die man mit den 
Befehlen für die West- wie für die Ostgruppe der Armee aus sich ge¬ 
nommen hatte, voll bewußt. Aber es zeigte sich kein anderer Weg zum 
*) S. 116.
	        
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