Der Vormarsch der Narew-Armee am 23. August.
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Truppen waren schon jetzt ermüdet und ungenügend verpflegt H.
Bewegungen und Nachschub, Befehls- und Nachrichtenübermittlung
waren in dem wegearmen Grenzgebiet besonders auf dem rechten
Flügel schwierig. Im Vormarschraume der Armee führte östlich
Chorshele nur eine einzige Straße, bei Myschinjez, über die Grenze, die
einzige Eisenbahn lag aus dem äußersten linken Flügel, und hier gingen
auch die einzigen Drahtleitungen nach Deutschland hinein. Das muhte
sich für die Verständigung des Armee-Oberkommandos mit den General¬
kommandos und dieser untereinander bei der großen Frontbreite besonders
fühlbar machen.
Für den 23. August hatte General Samsonow nur der Mitte seiner
Armee den Weitermarsch besohlen: das VI. Korps und die 4. Kavallerie-
Division sollten, aus nicht bekanntem Grunde, bei Ortelsburg, das I. Korps
bei Soldau bleiben, die 6. und 15. Kavallerie-Division aus dem West¬
flügel weiter aufklären und die Bahn Allenstein—Deutsch-Eylau unter¬
brechen. Zwischen den stehenbleibenden Flügelkorps hatte das noch einen
Tagemarsch zurück befindliche XIII. Korps gegen die Front Iedwabno—
Omulefofen, das XV. auf Lykusen—Seelesen, die 2. Infanterie-Division
vom XXIII. Korps bis Kos lau vorzurücken. Dahinter sollte dessen
andere, die 3. Garde-Insanterie-Division mit der Bahn Mlawa und
Ijechanow erreichen. Die 1. Schützen-Brigade war noch in Nowo»
georgiewsk.
Der Vormarsch führte am 23. August beim XV. Korps zum Zu¬
sammenstoß mit dem Gegner. Der Kommandierende General, General
Martos, hatte sein Korps erst am Nachmittag dieses Tages aus der Linie
Grünfließ—Neidenburg—Pilgramsdorf in vier Kolonnen von Brigade¬
stärke antreten lassen. Rechts sollte die 8. Infanterie-Division über Orlau
und Lahna vorgehend, Bolleinen und Bujaken erreichen, links hatte die
6. Infanterie-Division Frankenau und Skottau zum Ziel.
4. Das Gefecht des XX. Armeekorps bei Lahna und (Drlau
am Abend des 23. August.
(Skizze 5, S. 124.)
Die Truppen des Generals v. Scholtz standen, nach achttägigen,
überaus anstrengenden Hin- und Hermärschen längs der Grenze, seit
dem 22. August in Erwartung des russischen Vormarsches zur Abwehr
bereit: auf dem Westflügel, südlich Gilgenburg, die Festungstruppen des
*) Zichowitsch im Sbornik, Heft 3, S. 114 ff.