Volltext: Die Befreiung Ostpreußens (2. 1925)

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Die ersten Mastnahmen des neuen Oberkommandos. 
Bei der 2. (Narew-) Armee1) hatte sich der für die Infanterie auf 
den 19. August festgesetzte Grenzübergang durch die Verschiebung nach 
Westen verzögert. Erst am 20. erreichten das VI. und XIII. Korps die 
Grenze bei Myschinjez und Chorshele, das XV. war in der Gegend 15 km 
nordwestlich Prasnysch noch zurück. Vom XXIII. Korps hatte die vordere, 
2. Infanterie-Division erst die Gegend südöstlich Zjechanow erreicht, die 
andere, die 3. Garde-Insanterie-Division, war zur Sicherung Srodnos 
noch bei Augustow festgehalten, die 1. Schützen-Brigade als Sicherheits¬ 
besatzung in Nowogeorgiewsk. Auf dem rechten Flügel befand sich die 
4. Kavallerie-Division, die hier die Verbindung mit dem bis dahin über 
Iohannisburg und Arys erwarteten II. Korps aufnehmen sollte, auf 
dem linken bei Mlawa die 6., westlich davon die 15. Kavallerie-Division. 
Von den der Armee vorübergehend zugeteilten Korps der 9. Armee 
hatte das I. die Gegend zwischen Mlawa und Zjechanow, das Gardekorps 
Nowogeorgiewsk und Warschau erreicht. Die anrollenden Reserve-Divi¬ 
sionen waren, in Ermangelung anderer Besatzungstruppen, als Sicher¬ 
heitsbesatzungen für die Festungen bestimmt und wurden damit — viel¬ 
leicht auch unter dem Einslutz der Erfahrungen von Lüttich — sämtlich 
als unabkömmlich angesehen. So fielen diese Divisionen für die Opera¬ 
tionen vorläufig aus. 
Der Vormarsch der Narew-Armee sollte unmittelbar westlich der 
Seen gegen die Linie Rastenburg—Seeburg nach Norden führen, in 
den Rücken des Gegners der Njemen-Armee. Vor der eigenen Front 
wutzte man das deutsche XX. Armeekorps und vermutete, nach dem Vor¬ 
stoß des XVII. Armeekorps am 12./13. August aus Mlawa, auch Teile 
dieses Korps, zumal da die an seine Stelle geschobenen Festungstruppen 
dieselben Regimentsnummern auswiesen wie das aktive Korps. Mit dem 
Auftreten weiterer Kräfte von Thorn her wurde gerechnet. Außerdem 
aber hatte der Vormarsch des deutschen Landwehrkorps, dessen nördliche 
Division über Sjerads am 20. August Petrikau erreichte, die Besorgnis 
vor einem deutschen Unternehmen gegen Warschau wachgerufen. Da 
dieser wichtige Platz als Festung ausgegeben war, waren seine aus¬ 
gedehnten Werke ohne Geschütze und ohne Besatzung. Der deutsche Vorstoß 
hätte in den Rücken der Narew-Armee geführt und vor allem die Versamm¬ 
lung der gegen Posen bestimmten 9. Armee westlich der Weichsel in Frage 
gestellt. Unter diesen Umständen schienen die bisher dort verwendeten 
beiden Kavallerie-Divisionen zum Schutz des Versammlungsraumes nicht 
mehr ausreichend. Die russische Oberste Heeresleitung ließ das 
!) Anschluß an S. 68.
	        
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