Volltext: Die Befreiung Ostpreußens (2. 1925)

Die russische Njemen-Armee vom 21.—23. August. 
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Angerapp wieder anzutreffen. Man hatte nun schon zum zweiten Male 
einen empfindlichen Schlag von diesem Feinde versetzt bekommen, der dann 
am Morgen darauf verschwunden war. Vorsicht schien mehr denn je am 
Platze. So wollte General v. Rennenkamps seine vom Kampfe erschöpften, 
durcheinandergekommenen und teilweise stark gelichteten Verbände erst 
ruhen lassen, wieder ordnen und Verstärkungen heranziehen, bevor er 
weiter angriff. Seine vordersten Truppen gingen am 21. August kaum 
über das Schlachtfeld hinaus. Selbst die starke Kavallerie des Nord- 
flügels schob nur schwache Teile bis Grünheide (20 km nördlich Inster¬ 
burg) vor, die dort auch am folgenden Tage blieben. In einem Armee¬ 
befehl vom 22. August1) hieß es noch: „Der Feind wurde am 20. August 
auf der ganzen Front abgewieseü. Er ging einige Werst^) zurück und 
gräbt sich jetzt ein." Erst im Laufe des 22. August erkannte man, daß 
die Angerapp-Stellung geräumt sei. General v. Rennenkamps rechnete 
nunmehr mit dem Rückzug der Deutschen zur Weichsel, vermutete aber 
Widerstand durch Nachhuten in einer Stellung, die man nach Friedens¬ 
nachrichten hinter dem Laufe von Deime—Alle—Omet und hinter den 
Seen annahm. Er trat am 23. August den Vormarsch an. Die Armee 
war inzwischen aus dem rechten Flügel durch die aus Wirballen heran¬ 
gezogene 56. Reserve-Division und die Artillerie-Brigade der 73. Reserve- 
Division^) verstärkt worden. Auf dem linken Flügel hatte ihr das Heeres- 
gruppen-Kommando, offenbar noch bevor es Kenntnis von der Räumung 
der Angerapp-Stellung hatte, am 22. August das bisher zur 2. Armee ge¬ 
hörige II. Korps zur Verfügung gestellt. Das Korps war zum Vormarsch 
über Arys und Iohannisburg nach Westen angesetzt gewesen und hatte 
nun kehrt zu machen, um auf Angerburg zu marschieren. 
Erst bis zum 23. August abends wagte sich die russische Heeres¬ 
kavallerie mit ihrem Gros im Norden über die Inster vor, im Süden 
erreichte sie Angerburg, die Ansänge von 71/2 Infanterie-Divisionen 
kamen bis in die Linie Südrand des Eichwälder Forstes—Ischdaggen— 
Darkehmen und südlich, die vordersten Teile des II. Korps bis etwa 
20 km östlich Lötzen. Hinter diesen Truppen vorderer Linie waren die 
übrigen zur Armee bestimmten Reserve-Divisionen noch weit zurück: die 
53. und 54. bei Schaulen, die 57. und 72. trafen erst mit der Bahn bei 
Wirballen ein. Diese vier Divisionen konnten zur Armee herangezogen 
werden, während die 68., 73. und 76. (letztere bisher zur 2. Armee ge¬ 
hörig) als Sicherheitsbesatzungen von Riga, Kowno und Grodno zunächst 
ausfielen. 
*) Nadus-Senkowitsch im Sbornik, Heft 4, S. 82. — 2) 1 Werst = etwa 1 km. 
3) Die Division selbst blieb Besatzung von Kowno.
	        
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