Volltext: Die Befreiung Ostpreußens (2. 1925)

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Die ersten Maßnahmen des neuen Oberkommandos. 
General Ludendorsf rechnete etwa drei Tage — in Ansatz gebracht werden 
muhten. Daher war es nötig, die Narew-Armee schon nahe der Grenze 
aufzuhalten. Mit jedem Schritt, den sie nach Norden Boden gewann, 
näherte sie sich der Njemen-Armee und beschränkte die Bewegungsfreiheit 
der deutschen Armee zwischen den beiden russischen. So mußten die 
Truppen des Generals v. Scholtz trotz der feindlichen Überlegenheit in 
ihrer Stellung ausharren, bis das I. Armeekorps und die Verstärkungen 
aus den Festungen heran waren; bei diesen aber mußte alles geschehen, 
um das Eintreffen zur Schlacht aufs äußerste zu beschleunigen. Daher 
erhielt das I. Armeekorps Befehl, die ausgeladenen Truppen gleich bis 
in die Linie Neumark—südlich Löbau vorzuschieben und dorthin auszu¬ 
schließen. Der Vormarsch sollte sofort nach beendeter Ausladung der 
fechtenden Truppen erfolgen. 
Ging General Samsonow, wie man es erwarten durfte, in den 
nächsten Tagen zum Angriff gegen General v. Scholtz vor, dann war das 
I. Armeekorps zum Stoß in seine Westslanke und vielleicht auch in seinen 
Rücken bestimmt. In diesem Sinne wurde General v. Franyois unter¬ 
richtet, der sich auf der Durchfahrt in Marienburg beim Oberbefehlshaber 
meldete. Dabei wurde festgestellt, daß das I. Armeekorps erst am 
26. August mittags in den Kampf eingreifen könne. Das XX. Armeekorps 
wurde angewiesen, dementsprechend mit seinen Kräften hauszuhalten, 
insbesondere die 3. Reserve-Division bei Allenstein zunächst zurückzu¬ 
halten. 
Da die russische Narew-Armee mit 5 aktiven Korps und 4 Kavallerie- 
Divisionen allein schon den gesamten deutschen Kräften in Ostpreußen 
überlegen war, mußte deutscherseits der letzte Mann und das letzte Geschütz 
zur Schlacht herangeholt wexden. Was von den Kriegsbesatzungen der 
Weichselfestungen noch irgendwie im Felde verwendbar war, vor allem 
auch die bespannte Artillerie dieser Festungen, sollte mitwirken. Dazu 
mußte die Grenze westlich Soldau, trotz des dort drohenden russischen 
Kavallerie-Einfalls, entblößt werden. Die heranrückenden Festungstruppen 
hatten den Angriff des I. Armeekorps in der Südflanke zu begleiten. 
Schwierig war die Frage, wie die Ostgruppe weiter zu verwenden 
sei. Ein Abmarsch unmittelbar westlich der Seen nach Süden, wie er 
seinerzeit dem Generalobersten v. Moltke für die ganze 8. Armee vor¬ 
geschwebt hatte, kam bei der jetzigen Lage überhaupt nicht mehr in Be¬ 
tracht. Man wollte aber doch möglichst starke Teile zum Kampfe gegen 
die Narew-Armee heranziehen. Wie stark sie sein würden, hing vom Vor¬ 
marsch der Njemen-Armee ab. Diese galt es durch schwache Kräfte ab¬ 
zuwehren.
	        
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