Volltext: Die Befreiung Ostpreußens (2. 1925)

Die Lage in Ostpreußen am 23. August. 
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große Straße Sold au—Neidenburg—Ottelsburg erreicht und war von 
da am 23. August in nordwestlicher Richtung wieder angetreten. Aus 
dem Westslügel dieser russischen Armee mußte bis in die Gegend von 
Rypm mit starker Kavallerie gerechnet werden. Bei Soldau war die 
22. Infanterie-Division (I. Korps) festgestellt. Die Mitte der Narew- 
Armee aber war von Neidenburg her so nahe an das deutsche XX. Armee¬ 
korps herangekommen, daß General v. Scholtz schon für diesen Tag, 
spätestens aber für den 24. August auf einen Kampf rechnete. Dagegen 
schien der Ostflügel Samsonows (VI. Korps) noch abzuhängen. 
General v. Scholtz, dessen Armeekorps durch die 70. Landwehr- 
Brigade und die Festungstruppen des Generalmajors v. Unger (20. Land¬ 
wehr-Brigade von Thorn und Truppen der Stellvertretenden 69. Infanterie- 
Brigade von Graudenz, zusammen eine schwache Division) verstärkt war, 
hatte seine allererste Absicht, gegen den linken Flügel der Narew-Armee 
vorzustoßen, wieder ausgeben müssen. Bei der Breite des russischen 
Vormarsches war es ihm nicht gelungen, feine aktiven Truppen, die so¬ 
eben noch bei Ortelsburg gestanden hatten, rechtzeitig vor den russischen 
Westflügel zu bringen. Jetzt stand das auf 3y2 Divisionen Infanterie 
verstärkte XX. Armeekorps in einer vorbereiteten Stellung, die sich 
von 9 km südwestlich Gilgenburg bis 10 km nördlich Neidenburg hinzog. 
Hinter dem Ostflügel der Stellung hatte die Z. Reserve-Division ihre 
Ausladungen bei Allenstein fast beendet. General v. Scholtz sah seine 
Ausgabe angesichts der inzwischen auch beim XX. Armeekorps erkannten 
großen russischen Überlegenheit jetzt zunächst in der Abwehr. Dabei dachte 
er die ihm zur Verfügung gestellte Z. Reserve-Division von Allenstein 
aus zum Stoß gegen die Flanke des russischen Angriffs einsetzen zu können. 
Im weiteren Verlause hoffte er, daß das I. Armeekorps gegen die eine, 
das XVII. Armeekorps und das I. Reservekorps gegen die andere russische 
Flanke eingreifen würden. Diese Pläne entsprachen auch der Auf¬ 
fassung des Armee-Oberkommandos. 
Der Abtransport des I. Armeekorps hatte nach den ersten Anord¬ 
nungen des Oberkommandos, gegen feindliche Einwirkung gesichert, 
am 24. August bei Wehlau und Königsberg beginnen sollen. In dem 
Bestreben, den Abtransport zu beschleunigen und der Truppe große Fu߬ 
märsche zu ersparen, hatte dann aber das Generalkommando des Korps 
im Einvernehmen mit den zuständigen Militär-Eisenbahnbehörden die Ab¬ 
beförderung unter dem Schutze der Hauptreserve Königsberg bereits am 
22. August vormittags in Insterburg und westlich beginnen lassen. In 
Insterburg hatten die Verladungen infolge feindlicher Bedrohung am 
folgenden Morgen eingestellt werden müssen, bald darauf waren sie 
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