Volltext: Die Befreiung Ostpreußens (2. 1925)

Viertes Rapitel. 
Die Abberufung des Generalobersten v. prittwitz. 
(Karte 2 und 3*) 
Am Abend des 20. August hatten beim Oberkommando der 
deutschen 8. Armee die Erwägungen über die Fortführung der Opera¬ 
tionen zurücktreten müssen gegenüber dem Bedürfnis, sich vom Feinde 
loszulösen und erst einmal wieder Bewegungsfreiheit zu gewinnen. 
Wenn der Gegner nur einigermaßen richtig weiter handelte — und das 
mußte man zunächst annehmen —, führte der Rückzug hinter die Weichsel. 
Dementsprechend hat Generaloberst v. Prittwitz am Abend des 20. August 
durchaus folgerichtig den Rückzug hinter die Weichsel den Komman¬ 
dierenden Generalen des I. und XVII. Armeekorps gegenüber als seine 
Absicht ausgesprochen. Die Etappen-Fnspektion ist in demselben Sinne 
unterrichtet worden. Auch die ersten Maßnahmen des Oberkommandos 
entsprachen dieser Absicht: Man sorgte dafür, daß die Weichselfestungen 
die von ihnen abgegebenen Truppen zurückerhielten, obgleich dadurch 
der Widerstand gegen die Rarew-Armee an der ostpreußischen Südgrenze 
geschwächt werden mußte. Soweit die Verbände nicht mit der Bahn nach 
Westen abgefahren werden konnten, wies man ihnen Rückmarschstraßen 
möglichst weit nördlich an, um einer Berührung mit dem Feinde auszu¬ 
weichen. 
Der Entschluß, den Rückzug bis hinter die Weichsel fortzusetzen, stand 
aber, namentlich beim Chef des Generalstabes, dem Grasen Waldersee, 
doch noch nicht so fest, daß man ihn in die schriftlichen Befehle und in die 
Meldung an die Oberste Heeresleitung aufnehmen konnte. Vielleicht 
mußte man sich die Bewegungsfreiheit, vor allem gegen die Rarew-Armee, 
auch erst erkämpfen. Anderseits aber mochte man beim Oberkom¬ 
mando — wohl mit alleiniger Ausnahme des Oberbefehlshabers selbst — 
die Hoffnung nicht aufgeben, daß die Lage sich vielleicht doch noch 
günstiger gestalten könne. Dafür wollte man sich' Spielraum sichern. 
So wurde in den endgültigen Befehlen an die Truppen und in der Mel¬ 
dung an die Oberste Heeresleitung, der Auffassung des Generalstabschefs 
und seiner Mitarbeiter entsprechend, Westpreußen als Ziel des Rück¬ 
zuges angegeben.
	        
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