20. August. — Der Verfolgungsritt der 1. Kavallerie-Division.
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Von der 1. Kavallerie-Division, die den Kampf der 2. Infanterie-
Division hatte unterstützen sollen, fehlten Nachrichten. Generalleutnant
Brecht hatte am Morgen des 20. August das Zurückgehen der Russen
vor der 2. Infanterie-Division beobachtet. Er entschloß sich zur über¬
holenden Verfolgung aus der mit Versprengten und Fahrzeugen be¬
deckten großen Straße nach Pillkallen. Damit siel die Division für den
Kamps der 2. Infanterie-Division westlich Kattenau aus. Sie hätte
dort vielleicht die Entscheidung gebracht. So erreichte Generalleutnant
Brecht, ohne nennenswerten Widerstand zu.finden, um 3° nachmittags
Pillkallen, 12 km hinter der russischen Front. Hier wandte er sich mit der
2. und 41. Kavallerie-Brigade nach Süden und traf bei Schilleningken
eine aus Infanterie mit Maschinengewehren und Artillerie bestehende
russische Abteilung, die im Rückmarsch nach Osten war. Er ließ sie unter
Feuer nehmen und setzte die 2. Kavallerie-Brigade (12. Alanen und
9. Jäger z. Pf.) unterstützt durch Teile der 41. Kavallerie - Brigade
zur Attacke an. Die Russen wandten sich zur Flucht. Der Kommandeur
des russischen Infanterie-Regiments 111, 2 geschlossene Infanterie-
Kompagnien und die Fahne des Regiments 110, sämtlich von der 28. In¬
fanterie-Division, sielen den deutschen Reitern in die Hand, andere Teile
entkamen nach Süden. Der Gesechtslärm beim I. Armeekorps war in¬
zwischen verstummt. Verbindung dorthin aufzunehmen, gelang nicht.
So ging die Kavallerie-Division nach über 50 km Marsch und Gefecht
abends um Pillkallen zur Ruhe über.
4. Der Äumpf des XVII. Armeekorps.
(Karte 2.)
General der Kavallerie v. Mackensen hatte seine Divisionen am
19. August nachmittags nach Eingang des Armeebefehls sofort antreten
lassen. Sie erreichten nach einem Nachtmarsch von über 25 km noch vor
Hellwerden ihre Bereitstellungsräume: die 35. Infanterie-Division bei
Plicken, die 36. südlich davon bei Girnen.
Das I. Armeekorps hatte um 8° abends mitgeteilt, daß südlich der
Stallupöner Straße nur schwacher Feind, allerhöchstens eine Division
stehe; es rechne damit, daß ein Angriff des XVII. Armeekorps auf Grün-
weitschen den linken feindlichen Flügel ohne Schwierigkeiten eindrücken
werde. 1^/r Stunden später hatte es die Lage weniger günstig angesehen:
Die Hauptreserve Königsberg erwarte den russischen Angriff für die Nacht,
auch solle über Trakehnen und südlich das russische III. Korps und die
40. Infanterie-Division vom IV. Korps vormarschiert sein und vermutlich
von Augstupönen bis Walterkehmen hinter der Rominte stehen. Diese