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Die Schlacht bei Gumbinnen.
die Linie Walterkehmen—Perkallen—Plicken anzutreten. So, wie man
die Lage ansah, mußte dieser Vormarsch den Teil des Gegners, der dem
I. Armeekorps bei Augstupönen gegenüberstand, aus wirksamster Rich¬
tung treffen. Das XVII. Armeekorps erschien stark genug, um hier die
Entscheidung zu bringen. Alle übrigen Kräfte wurden daher zum Schutz
der Flanke dieses Armeekorps ausgeschieden: Das I. Reservekorps sollte
gegen den Goldaper Feind decken, dessen Ansang nachmittags schon bei
Kleszowen angenommen wurde. Die 3.. Reserve-Division sollte zunächst
nur bis Kutten (20 km nordöstlich Lohen) vorrücken. Aus eine Mitwirkung
der 6. Landwehr-Brigade verzichtete man; sie sollte auch weiterhin die
Seenengen verteidigen.
2, Der Vormarsch der russischen Njemen-Armee
am 18. und J9. Augusts.
(Skizze 4, S. 80, und Karte 2.)
Die Russen hatten den Abzug der Deutschen von Stallupönen schon
in der Nacht zum 18. August erkannt. Eine unmittelbare Verfolgung
unterblieb aber; man befahl den Vormarsch erst für 8° vormittags,
teilweise auch für eine noch spätere Stunde^). Doch nur der Nordflügel
der Armee erreichte die für diesen Tag gesteckten Fiele: das Kavallerie¬
korps des Chans Hussein Mallwischken, dahinter die 28. Infanterie-
Division Küssen. Bei allen Truppen aber, die am Tage vorher bei
Stallupönen im Gefecht gestanden hatten, machten sich die Nach¬
wirkungen des Kampfes derart fühlbar, daß sie über die Bahnlinie
Pillkallen—Stallupönen—Pillupönen nur wenig hinaus kamen. Der
am Kampfe nicht beteiligte Südslügel (IV. Korps mit 5. Schützen-
Brigade und 1. Kavallerie-Division) blieb sogar ganz stehen, vermutlich,
mn in sich aufzuschließen.
Am 19. August setzte die Armee den Vormarsch auf der ganzen
Front fort: Das Kavalleriekorps wandte sich nordwestlich gegen Krau-
pischken, hinter ihm rückte die 1. selbständige Kavallerie-Brigade von
Schillehnen heran. Vom XX. Korps rückte die 28. Infanterie-Division
nur ein kurzes Stück nach Westen und Südwesten vor, bis sie mit den
Truppen der 1. deutschen Infanterie-Division in Fühlung kam. Alle
übrigen Teile der Armee rückten einen vollen Tagemarsch westwärts:
Die 29. Infanterie-Division vom XX. Korps gelangte bis westlich
*) Anschluß an S. 69.
2) Tatsächlich sollen die Russen erst nach 2° nachmittags angetreten sein (Strate¬
gischer Überblick I, S. 73).