Volltext: Die Befreiung Ostpreußens (2. 1925)

18. August. — Absichten und Maßnahmen des deutschen Armee-Oberkommandos. 81 
sie unmöglich machte. Die Verhältnisse drängten immer mehr zu raschem 
Handeln. Inwieweit diese Verschiebung der Lage dem Oberkommando 
damals zum Bewußtsein gekommen ist, läßt sich nicht mehr ermitteln. Seine 
Entschließungen hat sie, soweit bisher bekannt, zunächst nicht beeinflußt. 
In dem Gedanken, daß der Gegner dem I. Armeekorps unmittelbar 
nachdrängen könne, hatte Generaloberst v. Prittwitz am 17. August 
abends den anderen Korps befohlen, sich bereit zu halten, um zum Angriff 
anzutreten, sobald das XVII. Armeekorps ganz versammelt sei. Als 
dann der Feind zunächst nicht folgte, trat dieser Gedanke wieder zurück. 
Man wollte die Russen nach wie vor an der Angerapp anlaufen lassen. 
Das I. Armeekorps aber beließ Generaloberst v. Prittwitz auch weiter¬ 
hin bei Gumbinnen und nördlich. Die 1. Kavallerie - Division und 
die 2. Landwehr - Brigade, diese hinter der Inster bei Kraupischken 
und nördlich, blieben dem General v. Franxois unterstellt. Dessen 
Tmppen standen damit 10 km vor der übrigen Front. Welche Absichten 
dieser Ausstellung zugrunde lagen, ist nicht bekannt. Es hat fast den 
Anschein, als ob man dem General v. Franxois nicht nochmals einen 
Rückzug hätte anbefehlen wollen. Nunmehr suchte dieser selbst die Ope¬ 
rationen in die von ihm für richtig erkannten Bahnen zu lenken: 
Er rechnete auch weiterhin mit der Absicht der Russen, seinen Nord- 
flügel zu umfassen. Um hiergegen eine stoßkräftige Truppe zur Hand 
zu haben, wollte er seine südliche, 2. Infanterie-Division hinter den linken 
Flügel ziehen. Das Oberkommando war mit dieser Absicht einverstanden 
und stellte ihm am 18. August abends für seinen rechten Flügel als Ersatz 
die südlich Insterburg stehende Hauptreserve Königsberg zur Verfügung. 
Die bis dahin beim Armee-Oberkommando vorliegenden Nach¬ 
richten konnten vermuten lassen, daß jetzt auch der Aufmarsch der russischen 
Narew-Arm ee seinem Ende entgegengehe. Sie deuteten gleichzeitig aus 
eine Verlängerung des Westflügels dieser Armee durch Truppenzusammen- 
ziehungen in der bisher vom Feinde frei gemeldeten Gegend um und west¬ 
lich Warschau hin: Von Lods sollten am 15. August alle Deutschen und 
Österreicher ausgewiesen worden sein, da Truppen erwartet wurden. 
Um Warschau herrschte reger militärischer Verkehr, Truppen kamen an. 
Teile des russischen I. Korps sollten aus der Gegend westlich der Stadt 
auf Nowogeorgiewsk marschiert sein. Weiter östlich hatten die Russen 
von der Narew-Linie her schon den Vormarsch angetreten. Flieger hatten 
festgestellt, daß am Morgen des 18. August mindestens eine russische Division 
aus Ostrolenka nach Westen und eine andere aus Lomsha nach Nordwesten 
je etwa 15 km vormarschiert und dann zur Ruhe übergegangen war. Ins¬ 
gesamt schätzte man diesen Feind aus etwa zwei Korps. Vor ihm war 
welttrieg H. Banb. H
	        
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