Volltext: Die Grenzschlachten im Westen (1. 1925)

Vermutungen über Aufmarsch und operative Absichten der Franzosen. 67 
22 Armeekorps, 
10 Kavallerie-Divisionen, 
18 Reserve-Divisionen, 
1 Reserve-Zuaven-Brigade, 
12 mobile Territorial-Divisionen und 
20 mobile Territorial-Brigaden, 
insgesamt 1327 Bataillone, 502 Eskadrons, 707Feld- und 58 schwere 
Batterien. 
Während man die in ihren Friedensstandorten an der Alpengrenze 
befindlichen beiden Korps, das XIV. (Lyon) und XV. Armeekorps 
(Marseille) sofort im Aufmarsch gegen Deutschland annahm, rechnete man 
damit, daß an der italienischen Grenze außer den Truppen der Festungen 
noch eine Alpenarmee in Stärke von 85 Bataillonen, 14 Eskadrons 
und 40 Batterien verbleiben würde, von der, wenn nicht sofort, so spätestens 
nach Klärung der politischen Lage der größte Teil — die Alpenjäger- 
Division, 2. Kolonial-Division und zwei Reserve-Divisionen — auch gegen 
Deutschland verwendet werden könnte. 
Die Operationsbereitschaft wurde angenommen: Für die 
Grenzschutztruppen (II., VI., VII., XX. und XXI. Armeekorps, 2., 4., 
5. und 8. Kavallerie-Division) sofort, für die Kavallerie-Divisionen des 
Innern spätestens am 4. Mobilmachungstage, für die Armeekorps (ein¬ 
schließlich Reserve-Infanterie-Brigaden und Kolonnen und Trains) 
spätestens am 10. Mobilmachurigstage, für die Reserve-Divisionen (ein¬ 
schließlich Kolonnen und Trains) spätestens am 13. Mobilmachungstage 
und für die Territorial-Divisionerr und -Brigaden spätestens am 18. Mobil¬ 
machungstage. 
Das rechtzeitige Eintreffen des XIX. Armeekorps (Algier) hing davon 
ab, inwieweit es gelungen sein würde, die Truppen in Nordafrika schon 
vor Beginn des Krieges zum Abtransport bereitzustellen. Der deutsche 
Eeneralstab rechnete damit, daß das XIX. Korps zu rechtzeitiger Mit¬ 
wirkung an den Entscheidungskämpfen kommen würde. 
Auch in bezug auf die operativen Absichten der Franzosen 
war der deutsche Generalstab auf Vermutungen angewiesen. Man 
sah den Aufmarsch im großen als eine strategische Bereitstellung zur 
Offensive an, hielt es aber für wahrscheinlich, daß diese nicht von Hause 
aus als eine allgemeine auf der ganzen Linie, sondern erst nach erzielter 
Klarheit über die deutsche Kräfteverteilung und Hauptangriffsrichtung in 
Form eines großen Gegenangriffs vor sich gehen würde. Nur auf den 
beiden Flügeln glaubte man sicher mit einem sofortigen Vorgehen von 
Teilkräften rechnen zu müssen: auf dem rechten in das Oberelsaß, auf dem 
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