Volltext: Die Grenzschlachten im Westen (1. 1925)

Operative Gründe für den Durchmarsch durch Belgien. 
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Verzicht auf die unmittelbare offensiv? Ausnutzung der Vorteile, die ihm 
schnelle Mobilmachung, schneller Aufmarsch und zahlenmäßige Überlegen¬ 
heit boten, zunächst abwartete, wie von Tag zu Tag die Lage für die 
Deutschen im Osten bedenklicher, die Notwendigkeit fühlbarer wurde, 
dort mit starken Kräften aufzutreten und sich somit im Westen zu schwächen. 
Wollte man daher am Grundgedanken der Kräfteverteilung festhalten, so 
galt es, für die eigene Offensive nach Westen einen Weg zu suchen, der 
möglichst wenig durch Befestigungen gesperrt war, auf dem man hoffen 
konnte, wenigstens einem Teil der feindlichen Kräfte im freien Felde zu 
begegnen, ihn zu schlagen und dadurch die übrigen Teile zum Aufgeben 
der starken Verteidigungsfront zu nötigen. Zur Wahl standen zwei Wege: 
Entweder ein Vormarsch gegen die Lücke zwischen Toul und Epinal oder 
eine operative Umgehung des feindlichen linken Flügels nördlich um Verdun 
hemm. Die erstere Richtung war wenig erfolgversprechend. Bei Epinal 
und hinter der Mosel unterhalb dieser Festung versammelten sich die Haupt- 
kräfte des französischen Heeres. Die Deutschen trafen hier auf eine starke 
Stellung, deren Flanken an zwei Festungen sichere Anlehnung fanden. 
Auch wenn der Durchbruch gelang, so erzielte er keinen sonderlichen 
operativen Erfolg. Der Feind wich, wenn er geschlagen wurde, frontal 
zurück, der nachdrängende Sieger sah sich in den Flanken bedroht. Günstiger 
lagen die Verhältnisse nördlich von Verdun, wo die längs der Mosel und 
Maas errichtete große Mauer endigte. Der Widerstand auf den Maas¬ 
höhen nördlich des Waffenplatzes ließ sich erforderlichenfalls durch Aus¬ 
holen nach Norden brechen; man hatte wenigstens den rechten Flügel 
frei und konnte, wenn man die nötigen Kräfte einsetzte, den Marsch 
gegen die rückwärtigen Verbindungen des Feindes richten und diesen im 
Falle des Erfolges von Paris abdrängen. Nun war der zur Verfügung 
stehende Raum für eine Bewegung gegen die Maas zwischen Verdun und 
der belgischen Grenze nicht groß genug zur Entfaltung der für eine solche 
Operation erforderlichen Massen. Es fanden sich nur fünf selbständige 
«vtraßenzüge, wenn man die kleinen Festungen Longwy und Montmsdy 
umgehen wollte. Von diesen Straßen waren noch zwei bis drei für die¬ 
jenigen Truppenverbände abzurechnen, denen notwendigerweise die Ab¬ 
schließung von Verdun zufiel. 
Aus diesen zwingenden operativen Gründen kam Graf Schliessen zu 
dem Ergebnis, daß eine Offensive, die um Verdun herumschwenken wollte, 
mit Aussicht aus Erfolg nur geführt werden konnte, wenn der Vormarsch 
unter Benutzung des neutralen Gebiets von Luxemburg und Süd-Belgien 
stattfand. Was einen solchen politisch bedenklichen Entschluß wesentlich 
erleichterte, war die Erwägung, daß auch der Feind, falls er die Offensive
	        
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