Volltext: Die Grenzschlachten im Westen (1. 1925)

Erstes Rapitel. 
Geschichtliche Entwicklung des operativen Gedankens. 
Seit dem Ende der siebziger Jahre sahen die Ausmarschentwürfe 
und Operationspläne des Feldmarschalls Grafen v. Moltke, wie er¬ 
mähnt1), für den Krieg gegen Frankreich die anfängliche strategische , 
Abwehr vor. Er ging dabei von der Annahme aus, daß die Fran¬ 
zosen mehrere Armeen an der oberen Mosel und hinter der Maas 
zwischen Epinal und Verdun versammeln, über die Linie der Forts 
hinaus nur Kavallerie-Divisionen und Teilkräfte aus Nancy und Luneville 
vorschieben würden. Im allgemeinen deutete eine solche Aufstellung 
hinter Befestigungen und Flüssen mehr aus Abwehr als auf Angriff. 
Indessen — so urteilte Moltke2) — wenn wir dem Feinde den Gefallen 
nicht täten, den Feldzug mit unserer Offensive zu eröffnen, so könne zwar 
„die' seltsame Erscheinung eintreten, daß zwei zum Kampf gerüstete Heere 
einander gegenüberstünden und keines von beiden den Kampf beginnen 
wolle", wahrscheinlich aber sei es, daß die Franzosen, denen „als den 
Urhebern des Krieges das positive Handeln zufalle", unter dem Druck der 
öffentlichen Meinung zur Wiedergewinnung der verlorenen Provinzen 
uns die Entscheidung entgegentragen und zu dem Zwecke für ihre Haupt- 
kräfte den breiteren Eingang nach Lothringen wählen, im schmaleren Elsaß 
nur mit minderen Kräften einfallen würden. Dementsprechend wollte 
Moltke auch die Hauptkräfte des für einen Krieg im Westen bestimmten 
deutschen Heeresteiles in Lothringen, eine schwächere Nebenarmee im 
Elsaß aufmarschieren lassen. Der Angriff des Feindes in Lothringen sollte 
in starker vorbereiteter Stellung zwischen den Ausläufern des Hunsrück 
und den Vogesen — um ihr den offensiven Charakter zu wahren, im allge¬ 
meinen vorwärts der Saar — angenommen werden. Die letzten Opera- 
tionsentwürfe des Feldmarschalls faßten hierfür die Linie Bolchen—Saar¬ 
union ins Auge. 
„Diese Stellung einfach umgehen, ohne sie anzugreifen, kann der 
Feind nicht. Wollte er gegen ihre ganze Front vorgehen, so müßte er sich 
zuvor in solcher Breite entwickeln, daß uns die Gelegenheit geboten wird, 
2) S. 7. 
2) Grundzüge für den Aufmarsch gegen Westen 1887. 
Weltkrieg. I. Band. 
4
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.