Rückzug der französischen 3. Armee am 23. August.
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Mitternacht bei Spincourt ein und konnte somit am Verlaus des Kampfes
nichts ändern. Die übrigen Reserve-Divisionen der Armee de Lorraine
blieben in ihren Stellungen.
So endeten die Kämpfe der 3. Armee am 22. August durchweg mit
einem Mißerfolg. Ähnlich wie bei der 4. Armee hatte auch hier die Mitte
der Schlachtsront versagt. Das frühzeitig zurückgegangene V. Korps hatte
selbst zwar wenig gelitten, beim IV. Korps aber war die Division, die bei
Eibe gefochten hatte, stark mitgenommen. Auch das VI. Korps hatte er¬
hebliche Verluste erlitten«
General Russey war gegen Abend von seinem Gesechtsstand nach
Verdun zurückgekehrt. Obwohl er sich nach den bis zum späten Abend
eingehenden Meldungen der Korps ein Bild von den Ereignissen an der
Front machen konnte, war er dennoch entschlossen, am 23. August wieder
anzugreifen. Aus eine offensive Beteiligung des V. Korps mußte er freilich
verzichten. Gegen Mitternacht ordnete er an, daß dieses am 23. August
in der Mitte der Armee seine jetzigen Stellungen nördlich Longuyon
halten und im Falle eines überlegenen deutschen Angriffs auf das Süd¬
ufer der Chiers zurückgehen sollte. Beide Flügelkorps (VI. und IV.) er¬
hielten Befehl, aufs neue anzugreifen, das IV. Korps in engem Anschluß
an den rechten Flügel der 4. Armee. Die 7. Kavallerie-Division hatte
sich gegen die südliche Flanke der bei Fillivres erschienenen deutschen
Abteilungen zu wenden. Die Anordnungen entsprachen einem um
245 nachts eingehenden Fernspruch der Heeresleitung, der die Wieder¬
aufnahme des Angriffs der 3. Armee am 23. August als dringend er¬
wünscht bezeichnete.
Am 23. August gegen 9° vormittags begab sich der Armeesührer nach
Damvillers, um von dort aus den Kampf zu leiten. Die ihm zugehenden
Aachrichten änderten das Bild, das er sich bisher von der Lage gemacht
hatte. Der Mißerfolg, den der rechte Flügel des VI. Korps am Tage zuvor
erlitten hatte, stellte sich größer heraus, als angenommen worden war.
Flieger meldeten bei Anderny die Versammlung starker deutscher Kräfte.
Zn Conflans sollten während der Nacht deutsche Truppen eingerückt sein.
General Rufsey sah hierin eine Bedrohung seiner rechten Flanke. Er
ersuchte General Maunoury, die 54. und 67. Reserve-Division in der Linie
Etvn—Eouraincourt—Spincourt—Nouillon-Brücke zur Verteidigung be¬
reitzustellen. Gleichzeitig meldete er der Heeresleitung, daß er vorläufig
von einem Angriff absehen würde.
Zn der Tat war die 3. Armee auch gar nicht in der Lage, den nachts
gegebenen Weisungen für die Wiederaufnahme des Angriffs zu entsprechen.
Das IV. Korps auf dem linken Flügel stellte sich frühmorgens mit einer