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Die Gegner in den Grenzschlachten.
aus den französischen Quellen nicht ersichtlich. Infolge des im Laufe des
Tages erfolgenden allmählichen Zurückgehens des Kolonialkorps auf und
über Florenville in südwestlicher Richtung glaubte sich der Führer des
II. Korps in seiner Nordslanke bedroht und nahm am Abend seine Truppen
in fast westlicher Richtung auf Avioth, Breux und Mllers devant Omi
zurück. Nur eine Division blieb unter Räumung von Meix devant Birton
aus den Höhen bei Mllers-la Loue in Stellung.
Am Abend des 23. August konnte der Oberbefehlshaber nicht mehr
darüber im Zweifel sein, daß seine Armee eine ernste Niederlage erlitten
hatte. Die befohlene Offensive war mißglückt; es blieb augenblicklich nur die
Möglichkeit, in einer rückwärtigen Stellung das weitere Vordringen der
deutschen Kräfte abzuwehren. Der Abschnitt des Semois mit den Ardennen
im Rücken erschien General de Langle hierzu nicht geeignet. Er entschloß
sich daher, hinter die Maas und die Chiers zurückzugehen und von
Carignan an über Thonne-le Thil—Thonne-la Long die Verbindung mit
der 3. Armee aufrecht zu halten. In der Nacht vom 23. zum 24. August
erließ er die entsprechenden Anordnungen.
Die Folgen der Schlacht von Neuschäteau für die 4. Armee waren
schwerwiegend. Die erlittenen Verluste machten vor neuem Einsatz der
Truppen Auffüllung der Lücken erforderlich. Viel Material war verloren¬
gegangen. Wenn auch in den meisten französischen Berichten eine Er¬
schütterung der Moral der Truppe in Abrede gestellt wird, so deuten doch
die Ereignisse amAbend des 22. August und am 23. August bei einzelnen Korps
auf einen ernsten Rückschlag gegenüber der anfänglichen Angriffslust hin.
b. Longwy.
Die 3. Armee hatte, wie erwähnt1), am 20. August abends von der
Heeresleitung die Weisung erhalten, zur Deckung der rechten Flanke der
4. Armee aus ihrer bisherigen Front Etain—Iameh auf Beuveille—Tellan-
court—Virton vorzugehen. General Ruffey ordnete am 21. August um
2°morgens an, daß am gleichen Tage das V. und IV. Korps die Chiers
überschreiten und mit Vorhuten die Gegend von Cosnes (westlich Longwy)
—Signeulx (V.) und Latour—Virton (IV.) erreichen sollten, während das
rechts gestaffelte VI. Korps mit zwei Divisionen aus Mercy-le Bas und
Beuveille vorgehen, die dritte Division rechts rückwärts in ihrer bisherigen
Stellung bei St. Jean—Mouaville—Gondrecourt zur Flankendeckung und
zur Sicherung gegen Meß bis zu der demnächst erfolgenden Ablösung dur
die 54. Reserve-Division stehen lassen sollte. Die Bahn Conslans—Spnu
!) S. 444.