Volltext: Die Grenzschlachten im Westen (1. 1925)

Auffassung der Lage beim Armee-Oberkommando 1 am 22. August. 365 
17. und 18. August in Boulogne, Calais und Dünkirchen gelandet sind. 
Es sollen große Verpslegungsschwierigkeiten bestehen." 
Das Armee-Oberkommando 1 siedelte mittags von Löwen nach 
Hal über. . Die hier bis zur fünften Nachmittagsstunde des 22. August 
vorliegenden Meldungen ergaben folgendes Bild der Lage beim Feinde: 
Aach den übereinstimmenden Aufklärungsergebnissen der Kavallerie 
und vor allem der weit in westlicher Richtung zur Erkundung angesetzten 
Fliegerverbände war der gesamte Raum in der rechten Flanke der Armee, 
das Gelände um Gent, Deynze, Kortryk, Audenarde sowie die Gegend 
von Roubaix, Lille und Tournai als frei vom Feinde erkannt worden. 
Auf den aus diesen Räumen nach Osten und Südosten führenden 
Straßen und Bahnen hatten Flieger am 22. August keinen auffallenden 
Verkehr festgestellt. Diese Beobachtungen ließen den wichtigen Schluß 
zu, daß die Versammlung der in französischen Häfen ausgeladenen eng¬ 
lischen Truppen im Raum Kortryk—Lille—Tournai nicht in Frage kam, 
und von dorther keine Gefahr für Flanke und Rücken der 1. Armee bestand. 
Dagegen wiesen verschiedene Erkundungsergebnisse auf die Wahrschein¬ 
lichkeit des Aufmarsches des britischen Expeditionskorps im An¬ 
schluß an den linken Flügel der Franzosen in der Gegend von Mons— 
Maubeuge hin. Deutsche Kavallerie hatte am 22. August um 11" vor¬ 
mittags am Canal du Centre, 6 km östlich Mons, überraschend Feuer 
erhalten. Die Heereskavallerie meldete um 1160 vormittags durch Funk¬ 
spruch: „Durch Patrouille Kürassiere 4 zweifelsfrei eine Schwadron Eng¬ 
länder bei Casteau, nordöstlich Mons, festgestellt." Ferner berichtete das 
IX. Korps, daß nach Gefangenenaussagen Mons von englischen Truppen 
besetzt wäre. Bereits am 20. August war ein englisches Flugzeug über Löwen 
kreisend gesichtet worden, eine Beobachtung, die auf die nahe Anwesen¬ 
heit des britischen Heeres hinwies. Auch wurde am 22. August um die 
Mittagszeit von der deutschen 5. Infanterie-Division ein aus Maubeuge 
kommender englischerFlieger abgeschossen. Die Möglichkeit eines Zusammen¬ 
stoßes mit der englischen Armee vielleicht schon am 23. am Canal du Centre 
war nahegerückt; die Frage, ob unter diesen Umständen nicht schon die 
Nachmittags- und Abendstunden des 22. August auszunutzen wären, um 
die gestaffelt folgenden Armeekorps, das II. Armeekorps und das 
IV. Reservekorps, näher an die vordere Linie heranrücken zu lassen, scheint 
im Armee-Oberkommando zu diesem Zeitpunkt nicht erwogen worden 
zu sein, da man die Masse der Engländer tatsächlich noch weiter südlich 
annahm. Zudem hatte das Armee-Oberkommando Bedenken, diesen beiden 
Korps, die durch die bisherigen Märsche schon sehr angestrengt waren, 
noch größere Leistungen zuzumuten.
	        
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