Volltext: Die Grenzschlachten im Westen (1. 1925)

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Der deutsche Westaufmarsch. 
als der wirtschaftliche Aufschwung des Landes im öffentlichen Verkehrs¬ 
interesse zahlreiche Neu- und Ergänzungsbauien entstehen ließ, die in 
gleicher Weise den Bedürfnissen des Heeres für den Fall einer Mobil¬ 
machung zugute kamen. Im besonderen führte im Westen des Reiches und 
in Oberschlesien die Entwicklung der großen Industriegebiete zu einem 
leistungsfähigen Ausbau der Bahnen der dortigen Grenzgebiete und ihrer 
Zubringerlinien. 
Erleichtert wurde diese Entwicklung durch die in den 80er Iahten 
erfolgte Überleitung der Mehrzahl der bisher vorhandenen Privatbahnen 
in Staatsbesitz, wodurch beim Ausbau des Bahnnetzes die Möglichkeit 
erhöhten Einflusses zur Wahrung der militärischen Belange erreicht 
wurde. Trotzdem blieb der Nachteil bestehen, daß bei allen im Frieden 
auftauchenden militärischen Ausbausragen eine Verständigung der Reichs¬ 
behörden mit den bundesstaatlichen Verwaltungen herbeigeführt werden 
mußte, und daß das Reich hierbei zum großen Teil auf das Entgegen¬ 
kommen der Bundesstaaten angewiesen war. Da diese auch bei günstigem 
Stande der Eisenbahnüberschüsse es meist ablehnten, die Kosten selbst 
für geringfügige, militärischerseits geforderte Leistungen zu übernehmen, 
sofern sie das Friedensverkehrsbedürfnis überschritten, mußte das Reich 
für die von der Heeresverwaltung geforderten Ausbauten Zuschüsse be¬ 
willigen, deren Höhe in jedem Fall besonderer Vereinbarung unterlag. 
Diese der Wahrung bundesstaatlicher Sonderinteressen entspringenden 
Umstände wirkten bei den fast stets beschränkten Mitteln des Reichs hem¬ 
mend auf einen planmäßigen und großzügigen Ausbau des Eisenbahn¬ 
netzes für die Zwecke der Landesverteidigung. 
Die Entwicklung der politischen Lage vor dem Kriege und die 
aus ihr sich ergebende Wahrscheinlichkeit eines Zweifrontenkrieges steigerte 
die Bedeutung der heimatlichen Eisenbahnen für schnellen Aufmarsch 
und für die Leitung der Operationen. Rasche Versammlung und 
erhöhte Beweglichkeit mußten die zahlenmäßige Unterlegenheit aus¬ 
gleichen; schnelle und umfangreiche Truppenverschiebungen längs der 
Grenzen und zwischen den Fronten mußten sichergestellt sein. Dies be¬ 
dingte leistungsfähige Transportstraßen nach allen für die Kriegführung 
in Frage kommenden Grenzgebieten und gute Verbindungen quer durch 
das Reich. Der militärische Ausbau der letzten Jahrzehnte suchte diesen 
Forderungen Rechnung zu tragen. 
Der Weltkrieg fand die deutschen Eisenbahnen aus einer Höhe, die 
den notwendigsten Ansprüchen der Führung im allgemeinen genügte. 
Namentlich war im Westen ein gut ausgebautes leistungsfähiges Bahnnetz 
vorhanden, das den raschen Aufmarsch sicherstellte und die Möglichkeit gab,
	        
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