Volltext: Die Grenzschlachten im Westen (1. 1925)

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Der deutsche Westaufmarsch. 
konnten noch unter Feuer genommen werden. Sofortige Versuche, nach 
rechts und links Verbindung zu den Nachbarkolonnen zu gewinnen, führten 
zu keinem Ergebnis. 
Der weitere Vormarsch verlies kampflos. Gegen Mittag erreichte die 
Brigade, an ihrer Spitze General Ludendorfs, die Höhe östlich der vom 
Feinde geräumten alten Karthause. Die Stadt lag jenseits der Maas zu 
Füßen des Angreifers. Auf der Zitadelle wehte die weiße Flagge. Haupt¬ 
mann v. Harbou ritt als Unterhändler in die Stadt. 
Er kam erst am Abend zurück und meldete, daß der Gouverneur die 
Übergabe ablehnte. Die weiße Flagge wäre ohne seinen Befehl gehißt 
worden. Neue Versuche, Verbindung zu den Nachbarkolonnen zu erlangen, 
stießen aus Feind, der aus dem anderen User der Maas stand. Die Brücken 
in Lüttich, deren sofortige Besetzung durch eine Iägerkompagnie General 
Ludendorff noch in der Nacht angeordnet hatte, waren noch unzerstört. 
Nach rückwärts war die Verbindung unterbrochen, Munition kam nicht 
nach. Inmitten des Fortgürtels stand die geschwächte Brigade allein; 
sie verbrachte die Nacht mit Sicherungen nach allen Seiten. Kaum 1500 
Mann zählte sie noch, die Munition begann knapp zu werden. 
Ein verzweifelt kühner Entschluß war es, den General v. Entmich am 
frühen Morgen des 7. August zu fassen hatte. War es möglich, daß der Feind 
die Brücken kampflos ausgab, daß der Einmarsch in die Stadt gelingen 
konnte? Der Kommandierende General entschloß sich zum Einmarsch. 
Das Infanterie-Regiment 165, sein Kommandeur, Oberst v. Oven, 
beim Vortrupp, überschritt kampflos die Brücke und stieß bis zum nord¬ 
westlichen Ausgang der Stadt durch. Mehrere stärkere und schwächere 
Trupps belgischer Infanterie, die noch beim Abmarsch gefaßt wurden, 
gaben sich ohne Kamps gefangen. 
Dem nachfolgenden Infanterie-Regiment 27 fuhr General Luden- 
dorsf im Kraftwagen voraus nach der Zitadelle, die er bereits in deutscher 
Hand glaubte. Statt dessen sah er sich der belgischen Besatzung gegenüber. 
Diese streckte vor dem deutschen General und seinen wenigen Begleitern 
die Waffen. In der Stadt selbst wurden nur Versprengte aufgegriffen. 
So hatte sich die scheinbar verzweifelte Lage durch die entschlossene 
Tatkraft der Führung und todesmutige Hingabe der Truppe in einen viel¬ 
versprechenden Erfolg verwandelt. 
Die Lösung des Rätsels war einfach. Der Gouverneur der Festung, 
General Lsman, hatte dem Handstreich, so überraschend er auch kam, 
zunächst überall kräftigen Widerstand entgegengesetzt. Außer den Werk¬ 
besatzungen verfügte er über die 3. Division und die 15. Brigade der 
4. Division, die ihm angesichts des deutschen Vormarsches auf seinen
	        
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