Volltext: Die Grenzschlachten im Westen (1. 1925)

108 
Der deutsche Westaufmarsch. 
Brigade *) betraut. Nach den während der ersten Tage von beiden Seiten 
begangenen Grenzverletzungen traten auch an dieser Front zunächst keine 
Ereignisse von Belang ein. Das Ergebnis der nach Eintritt des Kriegs¬ 
zustandes überall aufgenommenen Aufklärung war, daß die ganze Grenze 
durch französische Postenketten gesichert wurde, hinter denen größere Ab¬ 
teilungen in verstärkten Stellungen lagen. Vom S. August an kam es jedoch 
infolge größerer Regsamkeit des Feindes an vielen Stellen zu Patrouillen- 
kämpfen. Ernsterer Art war ein Gefecht am Schluchtpaß und beim Hohneck 
am 5. August. Stärkere von Gerardmer vorgehende französische Abteilungen 
mit Maschinengewehren und Artillerie drückten die deutschen Feldwachen 
zurück, wobei der im Schluchtpaß befindliche Straßentunnel von den 
Deutschen gesprengt wurde. Ein weiteres Nachdrängen des Feindes er¬ 
folgte nicht. Die in den nächsten Tagen sich steigernde Tätigkeit des 
französischen Grenzschutzes an der Vogesensront stand bereits im Zu¬ 
sammenhang mit der ersten größeren Kriegshandlung, zu der sich die 
feindliche Führung entschlossen hatte, dem Vorstoß auf Mülhausens. 
Inzwischen aber vollzog sich aus dem entgegengesetzten Flügel des 
deutschen Heeres, auf belgischem Boden, die erste entscheidende Tat: der 
Kampf um die Festung Lüttich. 
2. Die Eroberung der Festung Lüttichs. 
(Hierzu Karte 6.) 
Der Zustand und das Vorgelände der belgischen Festung Lüttich 
schienen den von deutscher Seite geplanten Handstreichs zu begünstigen. 
Die in den Jahren 1888 bis 1891 erbauten Forts galten zwar noch als 
modern und sturmfrei, aber die Zwischenräume waren im Frieden nicht 
ausgebaut und das von tiefen Schluchten durchzogene Vorgelände vielfach 
der Feuerwirkung entzogen. Die Stadt selbst war offen, sie besaß nur 
zwei ältere Werke, die Karthause und die Citadelle. An Besatzung 
rechnete der deutsche Generalstab nur mit der etwa 6000 Mann starken 
Friedensgarnison und ungefähr 3000 Mann Bürgerwacht. Das be¬ 
deutete, wie sich bald zeigte, eine wesentliche Unterschätzung der Zahl 
und Widerstandskraft. Eine erhebliche Erschwerung des Unternehmens 
brachte auch die frühzeitig angeordnete Mobilmachung der belgischen 
1) Hierbei befanden sich zwei Kavallerie-Regimenter, eine Feldartillerie-Abteilung, 
eine Pionier-Abteilung. 
2) Kapitel 4. 
3) Geländeabschnitt: Hasselt—Huy—Malmedy—Aachen; auf Karte 2 und Sonder¬ 
skizze auf Karte 6. 
*) S. 71.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.