Volltext: Die Grenzschlachten im Westen (1. 1925)

Der Aufmarsch der belgischen Armee. 
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auf Wunsch des Königs, der einen von vornherein ausschließlich gegen 
Deutschland gerichteten Aufmarsch vermeiden wollte, dahin geändert, daß 
die Versammlung einen Tagemarsch weiter rückwärts im Viereck Perwez— 
Tirlemont—Löwen—Waver vollzogen werden sollte. Am 1, August 
entschloß man sich dazu, den Festungen Lüttich und Namur außer ihren 
Kriegsbesatzungen je eine Armee-Division (die 3. und 4.) zu belassen. In 
dem nach Überreichung der deutschen Sommation in der Nacht vom 
2. zum 3. August abgehaltenen Ministerrat verhehlte der Generalstabsches 
nicht, daß die Armee in ihrer gegenwärtigen Umbildung nicht imstande 
sein würde, den Gegner ohne fremde Hilfe selbst nur in einer Verteidigungs¬ 
schlacht auszuhalten. Wohl aber könnten sich die Forts von Lüttich und 
Namur auch nach Durchbrechung ihrer Zwischenräume längere Zeit 
erfolgreich verteidigen, die Festung Antwerpen mit Unterstützung durch 
die Feldarmee einer Belagerung widerstehen. 
Daraufhin wurden am 3. August die Befehle zur Versammlung der 
1., 2., 5. und 6. Division im Raume Perwez—Tirlemont—Löwen—Waver, 
der Kavallerie-Division bei Waremme gegeben. Die Unterkünfte sollten 
so gelegt werden, daß ein Marsch nach Osten oder Südosten angetreten 
werden könnte. Die Führer der 3. und 4. Division erhielten Weisung, 
Lüttich und Nanmr zu verteidigen, den Aufmarsch der Armee zu decken 
und die Brücken bei Huy, Ombret, Engis, Ramet und Visa zu halten. 
Bereits vorher waren sie ermächtigt worden, erforderlichenfalls die im 
Grenzgebiet gelegenen Kunstbauten, Brücken, Tunnels usw. zu sprengen 
mit Ausnahme der Brücke bei Maaseik. 
In der Nacht vom 3. zum 4. August erhielt die belgische Regierung 
die Gewißheit, daß die Deutschen bereitstanden, unverzüglich mit starken 
Kräften in belgisches Gebiet einzumarschieren. Daraufhin wurden, noch 
bevor deutsche Truppen die Grenze überschritten hatten, die Militär¬ 
gouverneure der Provinzen angewiesen, Bewegungen französischer 
Truppen auf belgischem Gebiet nicht mehr als Neutralitätsverletzung zu 
betrachten. Die 3. Division wurde in Lüttich vereinigt und hierhin auf 
Befehl des Königs auch eine von der 4. Division aus Namur nach Huy 
entsandte gemischte Brigade herangezogen. 
Während sich bereits die einleitenden Bewegungen der Deutschen zum 
Handstreich auf Lüttich vollzogen, marschierten am 4. und 5. August die 
1., 2., 5. und 6. Division teils durch Fußmarsch, teils mit der Bahn in dem 
vorgesehenen Raume auf. Der König, der den Oberbefehl übernahm, 
traf am 5. August in Löwen ein. Am 6. August standen mit allen Trains 
marschbereit: 1. Division um Tirlemont, 5. Division um Perwez, 6. Divi¬ 
sion um Waver, 2. Division um Löwen. 
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