Volltext: Rohrbach - Berg

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29. Oktober 1964 
Seite 21 
Mühlviertler Nachrichten 
ROHRBACH 
 
Der ROHRBACH des alten Baderhauses 
 
Ein Durchgang für die Fußgänger wird geschaffen 
Endlich -kann nun nach jahrelangen 
Bemühungen und Verhandlungen durch 
den Vorbau des Hauses Bahnhofstraße 
Nr. 3, das den Schwestern Kuchler- 
Hoheneder gehört, ein Fußgänger- 
durchgang geschalten werden. An die- 
ser Stelle ist ein Engpaß der stark 
befahrenen Bundesstraße. Den Fuß- 
gängern dient ein kaum 50 Zentimeter 
breiter Gehsteig. Wenn man bedenkt, 
daß alle vom Zug kommenden Perso- 
nen, daß alle Hohrbacher der Siedlung 
(ein Drittel der Bewohner des Marktes) 
und insbesondere die Kinder des Kin- 
dergartens dort neben der Bundesstraße 
gehen müssen, versteht man die Forde- 
rung der Bevölkerung nach Abhilfe und 
die Bemühungen der Gemeinde, zu 
einer zufriedenstellenden Lösung zu 
kommen. Nun hat die Gemeinde das 
Erdgeschoß des Vorbaues käuflich er 
worben und kann daher den heiß- 
ersehnten Fußgängerdurchgang schaffen. 
Die bauliche Lösung wird sehr ge- 
fällig aussehen, da ein Laubengang mit 
gemauerten Pfeilern entstehen wird. 
Seit 1931 war in diesem Vorbau die 
Werkstätte des Uhrmachers Leitner. 
Von 1893 bis 1910 war hier ein Kaffee 
haus. Die j etzigen Besitzer erhielten die 
Konzession zur Errichtüng einer Im 
bißstube und Milchbar. An der bau- 
lichen Umgestaltung der Räume des 
Hauses zur Schaffung dieser Gaststätte 
wird auch schon gearbeitet. Vor dem 
Haus steht ein alter Ziehbrunnen, der 
sehr ergiebig ist und vorzügliches 
Trinkwasser spendet. - Fleischhauer 
Hrusa in Hohrbach -sagte darüber -erst 
dieser Tage: „Mein Vater hat mich 
Immer zur Baderpumpem‘ (Brunnen 
beim Baderhaus) um Trinkwasser ge- 
schickt.“ Der Brunnen gehört der Ge- 
meinde und wird jetzt wegen des 
Durchganges an die Hauswand ver- 
setzt. Man wird gefragt, wann dieser 
Vorbau gemacht wurde, der eigentlich 
ein Verkehrshindernis ist. Die Unter- 
suchung des Mauerwerkes ergab, daß 
der Vorbau kein Neubau ist, sondern 
zum Altbau gehört {Steinbau, Keller 
gewölbe u. a.). 
Sehr interessant ist die Geschichte 
dieses Hauses. Es wurde seinerzeit nur 
„Baderhaus" genannt und gehörte bis 
in die neueste Zeit dem Gemeindearzt. 
Baumeister Johann Hoheneder hat es 
von der Witwe des G emeindear ztes 
Dr. Gotsch käuflich erworben. Die Ge- 
meinde baute dann an der Hanrieder- 
straße ein eigenes Arzthaus (1929). 
Burgholzer weiß in seinen Aufzeich- 
nungen zur Geschichte Rohrbachs zu 
berichten, daß schon 1413 dieses Haus 
als Badhaus erwähnt wurde. Seit die- 
sem Jahr wirkten hier die Bader, 
Chirurgen und Ärzte. Das Baderge- 
werbe wurde immer auf die Nachkom- 
men vererbt. Von 1691 bis 1796 waren 
die Langmair als Bader hier ansässig, 
von 1846 bis 1912 die Niederleithinger. 
Von 1912 bis 1928 war Dr. Gotsch Ge- 
meindearzt in Rohrbach und wohnte in 
diesem Haus. In Burgholzers Auf schrei- 
bungen lesen wir von interessanten 
Übergabsverträgen, vom. Nachlaß der 
Bader {das Baderwerkzeug, zinnern« 
Balbiersdiüssel, eine „Sag zum Fueß- 
oder Armabnehmen“, eine „Zentzang" 
{Zange zum Zähneziehen], vier groß- 
und kleine „Arzneipürcha“ usw,). Es ist 
auch ein Kaffee- und Gewürzgwölb ge- 
nannt. 
Zum Lob der jetzigen Besitzer muß 
gesagt werden, daß sie keine Mühe 
scheuen, um ihr Haus nicht nur zweck- 
mäßig, sondern auch schön zu gestalten. 
Jedem Fremden fallen z. B. die neuen 
geschmackvollen schmiedeeisernen Fen- 
stergitter auf. H. Mathie
	        
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