Volltext: Dokumentarium zur Vorgeschichte des Weltkrieges 1871-1914

Kaiser Wilhelm I. an Kaiser Alexander II., 28. 8. 1879 
unwandelbarer. Zuneigung Ihres ganz ergebenen Oheims und 
Freundes (gez.) Wilhelm 
ı „d’auguste m&moire‘“ eigenhändiger Zusatz des Kaisers, der sonst den Entwurf 
nach einem Schreiben an Bismarck vom 29. August wörtlich übernahm. 
2 Randbemerkung Kaiser Wilhelms I.: Ist geschehen. 
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V 
Gr. Pol., Bd. III, Nr. 449 
Der Reichskanzler Fürst von Bismarck, z. Z. in Gastein, 
an das Auswärtige Amt 
Telegramm. Entzifferung 
Nr. 26 Bad Gastein, den 29. August 1879 
Geheim. Für Seine Exzellenz. 
An Seine Majestät den Kaiser! 
‚Graf Andrässy über Nacht nach Wien zurück*, Sein Rücktritt 
erfolgt teils wegen wirklichen Bedürfnisses einer Zeit zum Ausruhen, 
ebensosehr aber im Einverständnis mit seinem Kaiser als politisches 
Manöver zur Vorbereitung seines künftigen Wiedereintritts, nach- 
dem seine parlamentarischen Gegner von rechts und links ihre Un- 
möglichkeit eingesehen, und ihre Kämpfe untereinander dem Kaiser 
die Möglichkeit der Bildung einer konservativ-liberalen Regierungs- 
fraktion ermöglicht haben soll. Er bleibt Vertrauensmann des Kai- 
sers als voraussichtlicher Führer des ungarischen Parlaments. Sein 
Nachfolger wahrscheinlich Haymerle. Er ist aber bereit, einstweilen 
zu bleiben, wenn er Aussicht hat, daß Deutschland mit Österreich 
im Interesse des Friedens ein Defensivbündnis schließt zu gemein- 
samer Abwehr jedes Angriffs, den Rußland allein oder im Bunde 
mit anderen Mächten gegen eine der beiden deutschen Mächte rich- 
ten könnte. Er würde diese Festlegung der österreichischen Politik 
in deutscher Richtung noch selbst durchzuführen übernehmen, um 
seinen Nachfolger zu binden. 
Schriftlich werde ich die Gründe ehrfurchtsvoll darlegen, aus 
denen ich für geboten halte, auf dieses Defensivbündnis einzugehen. 
Ohne ausdrückliche Mitteilung Graf Andrässys darüber, habe ich 
* Schon am 13. August, unter dem frischen Eindruck des Schweinitzschen Berichts 
vom 8, August (s. Nr. 4), hatte Bismarck bei Graf Andrässy wegen einer Zu- 
sammenkunft sondieren lassen. Der Brief Kaiser Alexanders vom 15. August 
(s. Nr. 7) und die Meldung von Andrässys beabsichtigtem Rücktritt veranlaßten 
Bismarck am 23. August, auf eine Beschleunigung der Zusammenkunft zu dringen. 
Sie fand am 27. und 28. August in Gastein statt. Vgl. E. v. Wertheimer, Graf Julius 
Andrässy Bd. III (1913), S. 237{ff. 
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