Volltext: Dokumentarium zur Vorgeschichte des Weltkrieges 1871-1914

Bismarck an v. Bülow, 2. 9. 1879 
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Gr. Pol., Bd. II, Nr. 454 
Der Reichskanzler Fürst von Bismarck, z. Z. in Gastein, 
an den Staatssekretär des Auswärtigen Amtes von Bülow 
Telegramm. Entzifferung 
Nr. 37 Bad Gastein, den 2. September 1879 
Mit den Wendungen von. „Legs sacre‘““* usw. habe ich keine 
Ansicht über preußische Politik ausdrücken, sondern nur eine diplo- 
matische Form wählen wollen, die den Kaiser Alexander günstig 
impressioniert. Letzteres halte ich, trotz allem, diplomatisch zweck- 
mäßig, einmal um die russische Tür offenzuhalten, solange wir die 
österreichische Assekuranz nicht sicher unter Dach haben, dann 
aber weil ich, auch wenn wir sie unter Dach haben, immer noch 
für nützlich halten werde, mit dem russischen Kaiser auf so gutem 
Fuß zu bleiben, als unsere Interessen und unser Ehrgefühl es zulassen. 
Bitte diese Erwägung bei Vortrag geltend zu machen, da Seine 
Majestät von unserer eigenen Stilistik mehr impressioniert ist, als 
mir nützlich scheint. v. Bismarck 
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Gr. Pol., Bd. III, Nr. 456 
Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes von Bülow an den 
Reichskanzler Fürsten von Bismarck, z. Z. in Gastein 
Telegramm. Eigenhändiges Konzept 
Nr. 31 Berlin, den 2. September 1879 
Brief und Bericht** empfangen. Letzteren Kaiser vorgelesen, 
tunlichst einzelne Sätze erläuternd. Seine Majestät folgte mit großer 
Aufmerksamkeit, offenbar ergriffen durch Ton und Inhalt: zumal 
Österreichs Verhältnis zu Frankreich, Möglichkeit neuer Gruppen, 
Erinnerung an Deutschen Bund, Eurer Durchlaucht Haltung gegen 
Andrässy, sagte und hat es Kronprinzen wiederholt, Denkschrift sei 
an und für sich vortrefflich. Aber zuvor müsse er selbst sehen und 
prüfen, ob Dinge schon so weit, wie Kaiser Alexander sich stelle. 
Es könne ja Augenblick für diese Politik kommen. Solche Allianzen 
wie vorgeschlagen seien gegen seine Grundsätze. Zusagen werde er 
nicht machen, über bedrohliche Übermacht an Grenze Erklärung 
fordern, Eurer Durchlaucht seine Eindrücke vollständig übermitteln. 
In Wien könnten Durchlaucht ja Besprechung wieder aufnehmen, 
soweit nichts ohne seine Genehmigung abgemacht werde. Im gan- 
zen ruhiger, befohlen, daß Kronprinz alles erfahre. pp. Bülow 
* Vgl. die Schlußbemerkung Kaiser Wilhelms I. zu Nr. 10. 
** Siehe Nr. 13. 
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