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BURGDORF
Über den Besitzer der Presse dieses kleinen schweizerischen Druckortes wissen wir
nichts. Wir kennen zur Zeit 6 Drucke, von denen 2 Angabe des Ortes und des
Jahres 1475 enthalten. Die einzige hier gebrauchte Type stimmt bis auf geringe
Unterschiede des Kegels und einzelner Typenformen mit denen überein, die wir bei
Reyser in Eichstädt, in Schussenried, bei Knoblochtzer in Straßburg, bei dem
Drucker des Henricus Ariminensis ebenda und in Reutlingen wiederfinden.
Druckprobe: Monumenta Taf. 9. GfT.Taf. 1079.
CÖLN *)
ULRICH ZELL AUS HANAU / Schon die Koelhoffsche Chronik von 1499
berichtet, daß Ulrich Zell die Druckerkunst in Cöln eingeführt habe. Er hatte in
Erfurt vom Jahre 1453 an studiert und die niederen Weihen erlangt, weshalb er
sich wiederholt Kleriker nennt. In Mainz mit der Technik der neuen Kunst vertraut
gemacht, wandte er sich nach Cöln, wo er am 17. Juni i464 in der Artistenfakultät
der Universität immatrikuliert wurde und nun unter dem Schutze derselben seine
Tätigkeit als Drucker begann. Er muß gleich von Anfang an gute Erfolge gehabt
haben, so daß er in der Lage war, sich umfangreichen Grundbesitz, darunter das
Haus Birkelyn und das Stammhaus der Familie von Lyskirchen — daher seine Druck
adresse „apud Lyskirchen“ — zu erwerben und Kapitalien auf Hypotheken auszu
leihen. Er erwarb das Bürgerrecht und verheiratete sich mit einer Cölner Patrizier
tochter, Katharina von Spangenberg. Daß er bei seinen Mitbürgern in gutem Ansehen
stand, beweist seine Wahl zum Kirchmeister der Kirche Maria in Lyskirchen. Um
die Mitte der achtziger Jahre trat in dieser erfreulichen Entwicklung ein völliger Um
*) Ygl. des Verfassers „Der Buchdruck Cölns bis zum Ende des fünfzehnten Jahrhunderts“, Bonn,
Herrn. Behrendt, 1903, 8° =: Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde,
Bd. XXIV.