Volltext: Die deutschen Drucker des fünfzehnten Jahrhunderts

MAINZ 
verlangten Umfange, verurteilt. Als das Hauptergebnis der Geschäftsverbindung Guten 
bergs mit Fust gilt die lateinische Bibel, welche wir als die zweiundvierzigzeilige be 
zeichnen; sie wird im Laufe des Jahres 1455 fertig geworden sein, ein Exemplar der 
Pariser Bibliotheque Nationale ist von dem Rubrikator H. Cremer mit der Jahreszahl 
1456 versehen. 
Außer dem Verlust seines Druckgeräts hatte Gutenberg auch den seines geistigen Eigen 
tums, seiner Erfindung, zu beklagen, denn Fust benutzte sofort die während seiner 
Verbindung mit Gutenberg erworbene Kenntnis der neuen Technik, um mit Hilfe der 
geschulten Arbeiter, darunter vor allen Peter Schoeffers aus Gernsheim, der schon 
bei der Eidesleistung Fusts als einer von dessen Zeugen anwesend gewesen war, eine 
neue Druckwerkstatt einzurichten. Über die Schicksale Gutenbergs nach dem Zu 
sammenbruch wissen wir wieder nur wenig. Daß er sich 1457 Mainz aufhielt, be 
weist ein notarieller Akt vom 21. Juni dieses Jahres, in dem er als Zeuge bei der 
Eigentumsübertragung eines mit einer Abgabe zugunsten des St-Viktor-Stiftes bei 
Mainz belasteten Besitztums auftritt. Aus den Eintragungen im Bruderschaftsbuch 
dieses Stiftes geht hervor, daß Gutenberg bis zu seinem Tode Mitglied desselben war, 
und vielleicht ist dies der Grund, daß gerade er als Zeuge zu dem eben erwähnten 
Rechtsgeschäft zugezogen wurde. Bis zum Jahre 1457 scheinen die Zinsen, die Guten 
berg dem Straßburger Thomasstift schuldete, noch gezahlt worden zu sein; erst im 
Jahre 1458 war er dazu nicht mehr imstande. 
Noch einmal gelang es Gutenberg, einen Mann zu finden, der ihm die Mittel zur Ein 
richtung einer neuen Druckerei oder diese selbst lieh. Wir erfahren dies aus einer 
Urkunde vom 26. Februar 1468, in welcher sich der Mainzer Syndikus Dr. Humery 
auf Wunsch des Mainzer Erzbischofs verpflichtet, das ihm gehörende, von Gutenberg 
Unterlassene Druckgerät nur in Mainz zu gebrauchen und bei einem Verkauf einem 
Mainzer das Vorkaufsrecht zu gewähren. Was Gutenberg mit diesem neuen Druck 
gerät noch geschaffen hat, insbesondere ob die neue Type die ist, mit der im Jahre 1460 
das Catholicon in Mainz erschien, ist noch nicht mit Sicherheit festgestellt. Zuletzt hat 
sich Zedier mit Entschiedenheit für Gutenberg als den Drucker dieses Werkes aus 
gesprochen, ohne indessen allgemeine Zustimmung zu finden. Jedenfalls bereitete die 
Bischofsfehde zwischen Diether von Isenburg und dem von Papst Pius II. neuernannten 
Grafen Adolf von Nassau, in deren Verlauf die Stadt Mainz von den Anhängern des 
letzteren im Oktober 1462 erobert, geplündert, teilweise verbrannt "und ihrer Vor 
rechte beraubt wurde, seiner neuen Presse ein frühzeitiges Ende. Da trat der Erz 
bischofhelfend für den verarmten Erfinder ein. Mit einer Urkunde vom 17. Januar 1465 
nahm er in Anerkennung der Dienste, die Gutenberg ihm und dem Stifte geleistet habe, 
diesen unter seine Hofleute auf. Außer der den Adligen zustehenden Hoftracht sollte 
er jährlich 20 Malter Korn und 2 Fuder Wein zoll- und abgabefrei nach Mainz ge 
liefert erhalten, auch wurde ihm auf Lebenszeit Freiheit von allen den Bürgern auf 
erlegten Diensten, Lasten und Steuern zugesichert, ohne daß bestimmte Gegenleistungen 
von ihm verlangt wurden. Durch diesen Gnadenakt war Gutenberg wenigstens vor
	        
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