LEIPZIG
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Urheber den Bakkalaureus
MARTIN LANDSBERG AUS WÜRZBURG zu betrachten haben. Aus
dem deutschen Almanach für i486 und der zugehörigen Practica, dem Judicium
Lipsiense, geht hervor, daß diese Presse spätestens zu Anfang dieses Jahres in Tätigkeit
getreten ist, dagegen erscheint Landsbergs Name erst in Drucken des Jahres 1492; er
starb im Jahre 1523. Landsbergs Druckerei befand sich seit i4go in einem Hause
an der Ritterstraße, den Kollegienhäusern gegenüber, als Verkaufsort für Niavis’
epistolae mediocres (Börner X, 6, 2) wird in der Bücheranzeige (Riedner 10 = GfT.
Taf. 1207,3) die „Bursa Hummelsheim“ und für die epistolae breves ebenda „in
cimiterio“ angegeben, womit vielleicht die bursa auf dem Nicolaifriedhof gemeint ist.
Vgl. Wustmann, Gesch. d. Stadt Leipzig I (1905) S. 310.
Nachbildungen seiner Typen: Monumenta Taf. 250. GfT. Taf. i4, 37, 38, 517-518,
1206-1207. Heitz-Haebler 49? 54? 57? 80, 61 (alle verkleinert). TFS. 19020. Wool-
ley 98 a. Stockholm 121.
Der vierte Leipziger Drucker ist MORITZ BRANDIS / Er war, wie es scheint,
gleichfalls ein Bruder oder doch naher Verwandter der drei obengenannten Drucker
dieses Namens. Sein erster volldatierter Druck, ein Breviarium Brandenburgense,
erschien am 15. November 1488, doch sind vermutlich die drei von ihm bekannten
Ablaßbriefe (Einblattdr. 91, 553, 554) und Albrechts von Sachsen Steuermandat
(ebenda 99) diesem Druckwerke voraufgegangen. Sein letzter Leipziger Druck war
der Sachsenspiegel, den er am 10. Juli i49° auf Kosten des Magdeburger Buch
händlers Hans Loer und des Professors Christoph Küppner vollendete. Von diesen
und andern Gläubigern bedrängt, vielleicht auch auf Einladung des Erzbischofs Ernst
von Magdeburg, für den er ein Jahr vorher die Statuta provincialia Magdeburgensia
gedruckt hatte, flüchtete Moritz Brandis nach Magdeburg, wo er 1491-1504, wie es
scheint, mit gutem Erfolge tätig war. Bei der gerichtlichen Verteilung des von den
Gläubigern mit Beschlag belegten Sachsenspiegels erhielt ein Bruder des Schuldners
(Marcus?) 30, Loer und Küppner je 180 Exemplare, die der letztere 2 Tage später
für 60 Goldgulden an Martin Landsberg verkaufte. Unter den wenigen Werken der
Leipziger Presse des Moritz Brandis sind tüchtige Leistungen, z. B. das noch jetzt fast
unbekannte Missale Havelbergense, das seinem Urheber alle Ehre macht.
Nachbildungen seiner Typen: Monumenta Taf. 183 und GfT.Taf.512-516, 914-915.
Ettbladstryck 6.
ARNOLD (NEUMARKT) VON CÖLN war nur wenige Jahre in Leipzig tätig,
hat aber in der kurzen Zeit von 1492-1496, in welchem Jahre Wolfgang Stoeckel
die Presse übernahm, eine recht ansehnliche Zahl von Drucken geliefert. Über seine
Persönlichkeit ist nichts bekannt. Eine Eigentümlichkeit von ihm ist es, daß er die
Schlußschrift, wenn möglich, vom Ende des Textes loslöst und an den Fuß der
Kolumne setzt.
Nachbildungen seiner Typen: Monumenta Taf. 159 und GfT. Taf. 5 20.641. Woolley 99.