Volltext: Die deutschen Drucker des fünfzehnten Jahrhunderts

HAMBURG 
hundert kannten wir lange Zeit nur einen einzigen mit Orts- und Druckerangabe sowie 
Datum versehenen Druck, des Jacobus de Voragine Laudes beatae Mariae virginis, 
der zu Hamburg von Johann und Thomas Borchardes am 14.November 1491 voll 
endet wurde. Von Thomas, der vermutlich ein Bruder des Johannes war, ist eine 
weitere Nachricht auf uns nicht gekommen; er verschwindet nach 1^91 aus dem Kreise 
der Drucker, ohne weitere Spuren zu hinterlassen. Johannes war im Jahre 1490, wie 
schon Lappenberg in seiner Arbeit zur Geschichte der Buchdruckerkunst in Ham 
burg (i84o) berichtet, Bürger geworden und wohnte in dem Eckhause der Pelzer 
und Hunde- oder Beckmacherstraße, das noch 1505 als in seinem Besitz befindlich 
erwähnt wird. Neben seiner Tätigkeit als Drucker widmete er sich dem Buchführer 
gewerbe, vielleicht auch, wie sein Kollege Koelhoff in Cöln, sonstigen Handelsge 
schäften. In den Lübecker Pfundzollbüchern von 1492-1496 findet sich zum Jahre 
1495 die Eintragung: Na dennemarken in der vasten na reminiscere Hans borchardes 
na Kopenhagen 1 vat mit boken. Wir müssen annehmen, daß Johann sich mehr als 
Kaufmann denn als Drucker betätigt hat. Wenn wir von Collijn erfahren, daß noch 
aus dem Jahre 1510 zwei mit dem Namen des Hans Borchard unterschriebene Drucke 
sich erhalten haben, so klafft zwischen diesen und den Leistungen, die um das Jahr 1491 
entstanden sind, eine Lücke von annähernd 20 Jahren, die in einer auch nur einiger 
maßen befriedigenden Weise auszufüllen bisher nicht gelungen ist. 
Der obenerwähnte unterschriebene Druck von i4gi (Monumenta Taf. i4) ist unsere 
Hauptquelle für die Erforschung des Hamburger Buchdrucks. Er zeigt eine Texttype 
mit M4g> die der im Kegel nur wenig kleineren Type 5 des Joh. Amerbach in Basel 
entspricht (GfT.Taf.386). Als Type 2 enthält der Druck eine Auszeichnungsschrift 
mit einem M, das Haeblers M 65 ähnlich ist, von der indessen nur die 4 Wörter des 
Titels vorhanden sind. Auf Grund dieses Materials sind die nächsten 3 hier folgenden 
Drucke als Hamburger erkannt worden. Schon Proctor hatte wegen der völligen 
Übereinstimmung mit Type 1 des Joh. Hane Collecta super indulgentiis plenariae re- 
missionis pro animabus in purgatorio der Hamburger Presse zugewiesen, dazu fügte 
Collijn eine Ausgabe der Sermones Dormi secure dominicales mit Type 1 als Text 
schrift und einer neuen, aus Nürnberger und norddeutschen Elementen gemischten 
Auszeichnungstype 2* (GfT. Taf. 631). Als vierter Druck kommt hinzu ein Donat in 
Type 2, von dem Collijn 2 Doppelblätter in einem wohl in Hamburg hergestellten 
Einbande der dortigen Stadtbibliothek aufzufinden das Glück hatte (GfT. Taf. 387). 
Den Schluß dieser kleinen Reihe bilden einige in Hamburg und Lübeck aufgefundene 
Blätter einer niederdeutschen Practica für das Jahr 1493 in Type 3 (M 99) des Johann 
Borchard (GfT. Taf. 388), die erst durch einige Drucke aus den Jahren 1509-1510 
als Besitz unseres Druckers festgestellt wird. Dieselbe Type, nur mit den für latei 
nischen Text nötigen Abweichungen in den Abbreviaturen, fand Collijn in einem 
Fragment der Lüneburger Stadtbibliothek, enthaltend eine lateinische Pronosticatio 
für das Jahr 1488 von Paul Eck von Sulzbach; sie erscheint dort mit einer neuen, 
bisher für Hamburg nicht nachweisbaren Auszeichnungsschrift. Dies und hauptsäch-
	        
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