Volltext: Die Ereignisse von August bis zur Jahreswende ; 5 : Das Kriegsjahr 1916 ; 2 ; [Textbd.] ; (5 : Das Kriegsjahr 1916 ; 2 ; [Textbd.] ;)

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Politik und Krieg an der Jahreswende 1916/17 
bericht des Generalstabes1). Das AOK. ließ daraufhin der kaiserlichen 
Militärkanzlei täglich einen Drahtbericht zugeben, der die Ereignisse, 
korps- oder divisionsweise dargestellt, enthielt und jede zweite Woche 
durch Übersendung eines Abzuges der täglich in der Operationsabtei¬ 
lung hergestellten „Lagekarten" ergänzt wurde. Absichten und Ent¬ 
schlüsse waren in den schriftlichen und telegraphischen Meldungen im 
allgemeinen nicht aufgenommen. Ihre Bekanntgabe an den Kaiser blieb 
mündlicher Berichterstattung vorbehalten, in die sich der Armeeober¬ 
kommandant FM. Erzherzog Friedrich und der Chef des Generalstabes 
teilten2). Auch späterhin blieb, zumal in kritischen Zeiten, wie im Som¬ 
mer 1916, der Wissensdurst des Kaisers und seiner Militärkanzlei oft 
nur unvollständig gestillt. Daran konnte auch der sonst sehr freimütige 
Briefwechsel zwischen Conrad und Bolfras wenig ändern. Immer wieder 
kamen aus der an dem berühmten Kontrollorgang der Hofburg unter¬ 
gebrachten Militärkanzlei des Kaisers besorgte Anfragen — nicht selten 
angeregt durch auf anderen Wegen eingelangte Nachrichten vom Kriegs¬ 
schauplatz, die naturgemäß oft übertrieben waren, aber wegen der 
wortkargen Berichterstattung der Heeresleitung nur zu leicht geglaubt 
wurden. 
Weit mehr als Conrad hatte in den ersten Kriegsmonaten der Ober¬ 
befehlshaber der Balkanstreitkräfte, F2M. Potiorek, dem begreiflichen 
Bedürfnis des Kaisers, über die Vorgänge auf dem Schlachtfeld unter¬ 
richtet zu sein, Rechnung zu tragen gewußt. Seine Berichterstattung, 
ergänzt durch eingehende Privatschreiben an Bolfras, ließ an Ausführ¬ 
lichkeit nichts zu wünschen übrig und hatte neben dem unerschöpflichen 
Vertrauen, das dem General in Schönbrunn und in der Hofburg ent¬ 
gegengebracht wurde, keinen geringen Anteil daran, daß das Kommando 
der Balkanstreitkräfte schließlich gegenüber der Heeresleitung fast ganz 
selbständig gestellt worden war. Sogar die Ausgabe des Presseberichtes 
wurde dem Feldzeugmeister übertragen, der nun dem Kaiser beinahe in 
allen Belangen unmittelbar unterstand. Das unglückliche Ergebnis des 
x) Dieser tägliche Pressebericht war bis in das Frühjahr 1917 vom FML. Franz 
Ritt. v. Höfer in dessen Eigenschaft als „Stellvertreter des Chefs des Generalstabes", 
von da an durch den Chef des Generalstabes selbst unterzeichnet. Vgl. über die 
Heeresberichte Glaise-Horstenau im Neuen Wiener Journal vom 20. April und 
vom 1. Mai 1924. 
2) Solange der Thronfolger bei der Heeresleitung eingeteilt war (bis Juli 1915), 
wurde auch er mitunter zur Berichterstattung nach Wien entsandt; in besonderen 
Fällen ließ GO. Conrad den Vorstand der Militärkanzlei durch einen höheren Gene¬ 
ralstabsoffizier seiner nächsten Umgebung unterrichten.
	        
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